So unspektakulär sieht die neue Form der Wasserstoffgewinnung aus Methanol aus.

Foto: B. Heller

Rostock/Wien - Fossile Brennstoffe haben bekanntlich eine ganze Menge Nachteile: Sie gehen langsam aber sicher zu Neige, bei ihrer Verbrennung entstehen unter anderem Treibhausgase wie Kohlendioxid, aber auch Ruß. Deshalb arbeiten Forscher seit etlichen Jahren an sauberen Alternativen. Eine, die am meisten verspricht, ist Wasserstoff.

Der große Vorteil dieses Gases: Bei seiner Verbrennung fällt bloß Wasser an. Doch Wasserstoff hat auch einen Nachteil: Er ist hochexplosiv, wie sich etwa bei der Explosion des Luftschiffs Hindenburg 1937 recht spektakulär zeigte. Wasserstoff ist mithin in großen Mengen nur sehr schwer zu transportieren und zu lagern. Deutsche Forscher haben nun aber ein Verfahren entwickelt, das dieses Problem mittels Methanol lösen könnte, aus dem sich Wasserstoff vor Ort erzeugen lässt.

Der einfache Alkohol mit der Formel CH3OH ist schon seit längerem als möglicher Energieträger der Zukunft im Gespräch. Bisher jedoch war die Wasserstoffgewinnung aus Methanol zu aufwändig: Für diesen Prozess, der auch als Methanolreforming bezeichnet wird, brauchte es Temperaturen von über 200 Grad Celsius und einen Druck von über 25 bar.

Die Erfindung, die Matthias Beller und sein Team vom Leibniz-Institut für Katalyse in Rostock im Fachblatt "Nature" vorstellen, könnte es tatsächlich in sich haben, das Speichern und Transportieren von Energie zu revolutionieren: Sie haben entdeckt, dass es mit einem sogenannten Ruthenium-Komplex als Katalysator möglich ist, schon bei Normaldruck und Temperaturen zwischen 65 und 95 Grad Celsius Wasserstoff effizient aus Methanol zu gewinnen, ohne dass dabei viel CO2 anfällt.

Die Anwendung des Verfahrens in Brennstoffzellen wurde zwar noch nicht getestet. Doch das dürfte nur eine Frage der Zeit sein. Ein weiterer Vorteil des Verfahrens sei es nämlich, dass auch so gut wie kein Kohlenmonoxid (CO) entsteht, das extrem schlecht für Brennstoffzellen wäre. Der CO-Anteil des neuen Verfahrens ist aber so gering, dass sein Einsatz in einer Brennstoffzelle kein Problem darstelle, so Beller. (tasch/DER STANDARD, 28. 2. 2013)