Viel Grün - nicht nur im geschützten Innenhof - soll die Lebensqualität im neu erschaffenen Stadtviertel erhöhen.

Visualisierung: Architekturbüro HOG

Der Grazer Westen ist schon seit Jahren ein Gebiet der Zukunftsvisionen für neu erschlossene Wohnviertel. Denn die braucht die schnell wachsende Landeshauptstadt bekannterweise dringend. Ein besonders prominentes Beispiel ist freilich das Reininghaus-Areal, das immer wieder auch zum Politikum wurde und derzeit noch darauf wartet, endgültig wachgeküsst zu werden.

Doch auch auf den einst ausschließlich als Industrieland gewidmeten Grundstücken entlang der Waagner-Biro-Straße tut sich einiges. Kulturell wurde die Gegend längst etwa durch die Helmut-List-Halle, für Jugendliche vor allem durch das BORG Dreierschützengasse, erschlossen. Bauträger des Gymnasiums war die Grazer ÖWG.

500 Wohnungen

Ein neues Kind der ÖWG - gemeinsam mit einem zweiten gemeinnützigen Bauträger, der ENW - ist eine neue Wohnanlage mit rund 500 Wohnungen - ebenfalls in der Waagner-Biro-Straße. Diese geht ab Herbst in die Bauphase. Für die Umsetzung setzte sich beim bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb das 2006 gegründete Grazer Architekturbüro HOG (die Abkürzung steht für Hope of Glory) durch. HOG wird von drei Architekten betrieben: vom einstigen Leiter des Grazer Amtes für Stadtentwicklung, Hansjörg Luser, seinem Sohn Clemens Luser und Martin Emmerer.

"Es wird sicher nicht der Vorstellung der klassischen zwei- bis dreigeschoßigen Wohnsiedlung entsprechen, wie man sie kennt", erklärt Clemens Luser im Gespräch mit dem STANDARD, "denn wegen der Situation mit den Emissionen hier in Graz musste man eine besonders robuste urbane Form finden."

Großzügiger Innenhof

Dabei erinnerte man sich an die Funktion der guten alten Innenhöfe in Grazer Gründerzeitvierteln wie dem Herz-Jesu-Viertel. Man plante einen großen, geschützten, von relativ hohen Gebäuden umgebenen Innenhof ein. In ihrer Entstehungszeit sollten diese Höfe natürlich noch vor allem vor Lärm schützen, denn Feinstaub war noch kein bekanntes Thema.

In der Waagner-Biro-Straße werden es sieben- und achtgeschoßige Gebäude sein, die wie zwei versetzte Buchstaben "L" zueinanderstehend einen großzügigen Innenhof entstehen lassen. "70 mal 70 Meter wird dieser messen, so groß sind nur die allergrößten Gründerzeit-Innenhöfe", weiß Luser, "und die sind aber meist noch parzelliert, weil sie zu mehreren Häusern gehören.

Bäume bleiben

Auf der Grünfläche gibt es bereits einen bescheidenen Baumbestand, der erhalten bleiben wird. Zusätzlich hat das HOG-Team aber auch mit einem Schweizer Landschaftsplaner eine durchgängige Parklandschaft erdacht: "Mit Hügeln, Wegen und auch neuen Bäumen". Mitten in diesen Park mit Kinderspielplätzen, aber auch eigenen grünen Rückzugsorten für Jugendliche oder ältere Menschen sollen die beiden Wohnhäuser stehen. Auch das "Generationenwohnen" ist ein wichtiges Thema für dieses Projekt, ergänzt Hans Frank von der ÖWG.

Die Mietwohnungen mit Kaufoption haben 60 (zwei Zimmer), 74 (drei Zimmer) und 90 (vier Zimmer) Quadratmeter und sind zu 90 Prozent so angelegt, dass ein Teil der Zimmer in den ruhigen Innenhof schaut.

Kinderkrippe inklusive

Im Parterre gibt es zwölf barrierefreie Wohneinheiten. Daneben sind gewerbliche Flächen sowie eine Kinderkrippe und einen Kindergarten vorgesehen.

Das Areal ist durch Öffis eigentlich gut erschlossen, aber da es hinter dem Grazer Hauptbahnhof liegt, ist es in der Wahrnehmung vieler Grazer noch immer von der Stadt abgeschnitten. Diese Schere im Kopf wird sich relativieren, glaubt Luser, den in den nächsten Jahren soll durch eine Untertunnelung des Bahnhofs auch ein Fußgängerweg direkt in die gar nicht so ferne Innenstadt führen. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 27.2.2013)