Beim Besuch einer Schule in Linz löste Sebastian Kurz einen regelrechten Hype aus, der jedoch nur wenig mit seiner politischen Arbeit verknüpft ist.

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"Er ist gleich da", hört man die Schüler der HBLW Landwiedstraße in Linz tuscheln. Sie haben im Rahmen eines Projekttags zum Thema Integration auch einen Besuch von Staatssekretär Sebastian Kurz organisiert. Kurz scheint für viele Schüler der Mann der Stunde zu sein - eine Tatsache, die auch ich später noch zu spüren bekomme.

Als der Jungpolitiker das Schulgebäude betritt, schüttelt er unzählige Hände, immer mit einem perfekt einstudierten Strahlelächeln auf den Lippen. "Hast den Hawara g'sehn? Was für Augen!", höre ich zwei Schülerinnen neben mir schwärmen. Der Personenkult wirkt ziemlich befremdlich.

Nach einer Diskussionsrunde scharen sich die Medienvertreter um ihn. Das vereinbarte Interview muss schon nach einer Frage abgebrochen werden, denn Kurz muss weiter zu einer Live-Show. Doch mit Ach und Krach gelingt es mir, ein Telefoninterview herauszuhandeln. Dieses führen wir eine halbe Stunde später, als der Staatssekretär bereits wieder auf dem Weg Richtung Wien ist.

STANDARD: Sie haben vor neun Jahren maturiert. Denken Sie, dass sich seit Ihrer Schulzeit viel hinsichtlich der Integration an Schulen getan hat?

Kurz: Die Situation hat sich vor allem intensiviert. Es gibt mittlerweile Schulen, an denen praktisch 100 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund besitzen. Insgesamt haben in Österreich ein Viertel aller Volksschüler Migrationshintergrund.

STANDARD: Ein österreichisches Magazin zeichnete Sie jüngst wegen Ihrer politischen Arbeit als "Klassenbesten" aus. Waren Sie in Ihrer Schulzeit ein guter Schüler?

Kurz: Das kommt ganz darauf an. Grundsätzlich war ich schon ein guter Schüler und habe mich immer leichtgetan. Bei der Betragensnote gab es jedoch meist Luft nach oben.

STANDARD: Hatten Sie viele Mitschüler mit Migrationshintergrund? Wie waren jene Schüler integriert?

Kurz: Ungefähr die Hälfte der Schüler an meinem öffentlichen Gymnasium in Meidling hatten Migrationshintergrund. Die waren total integriert. Das hat sehr gut funktioniert.

STANDARD: Was hat Sie dazu bewegt, sich ausgerechnet mit dem Thema Integration auseinanderzusetzen?

Kurz: Grundsätzlich sind vor allem drei Themen für mich von Relevanz: Bildung, Generationengerechtigkeit und eben Integration.

STANDARD: Noch ist es so, dass Immigranten, die ein Gymnasium besuchen, nur eine kleine Zahl ausmachen. Wie wollen Sie das ändern?

Kurz: Das muss nicht immer der Fall sein, wie mein ehemaliges Gymnasium zeigt. Die Mittel- und Oberstufe ist bei dieser Problematik jedoch weniger wichtig. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Frühförderung und der Volksschule. Da stellt sich immer die Frage: Was kann man schon in jungen Jahren tun? (Edda Reiter, DER STANDARD, 27.2.2013)