Ada Okoli (links) wollte eigentlich Geschichte studieren. Svetlana Hollerer bezeichnet sich als "totalen Nerd".

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Schon während des Wirtschaftsinformatik-Studiums in Wien sind einander die beiden das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen. Aufgefallen sind Svetlana Hollerer und Ada Okoli allemal. "Es gab ja nur eine Handvoll Frauen", sagt Hollerer. 2006 gründete sie zusammen mit drei Studienkollegen ein Software-Start-up. Jetzt ist Hollerer, 1978 in Moskau geboren und demnächst österreichische Staatsbürgerin, Senior Developer, also Software-Entwicklerin bei Smart Information Systems. 2008 stieß Okoli dazu. Die 31-jährige "waschechte Wienerin" ist heute Chefin der Forschungsabteilung.

"Uns gibt's nur im Bündel", scherzen die beiden Informatikerinnen. Zusammen konnten sie unter anderem eine Förderung der Wiener Technologieagentur ZIT ergattern - für ein Forschungsprojekt, das sich mit der Verbesserung von Semantic-Web-Technologien beschäftigt. Das semantische Web, in dem reine Informationen mit Bedeutungen angereichert werden, soll ermöglichen, Daten im Internet auf eine ganz neue Art und Weise zu vernetzen.

Und darauf beruht auch der digitale Berater "Smartassistant", das Herzstück von Smart Information Systems. Die Software, die auf jeglichen Plattformen integriert werden kann, hilft Online-Shoppern bei der Suche nach dem für sie maßgeschneiderten Produkt, egal, ob es um neue Schuhe, einen Laptop oder Dienstleistungen geht. "Die vielen Produktdaten, die Mode- oder Elektronikhändlern zur Verfügung stehen, sind oft sehr heterogen", erklärt Okoli. "Wir standardisieren diese Daten und bereiten sie so auf, dass sie besser vergleichbar werden."

Zur Informatik sind die beiden auf unterschiedlichen Wegen gekommen. Okoli hat sich in ihrer Jugend nicht wirklich für Computer interessiert. " Eigentlich wollte ich Geschichte studieren", sagt sie. Dann beschloss sie aber, sich Wirtschaftsinformatik für ein Semester anzuschauen. Die Motivation: "Ich wollte wissen, wie das funktioniert, wovon alle anderen sprechen." Es stellte sich heraus, dass ihr die Informatik lag.

Bei Hollerer verlief es hingegen umgekehrt. "Im Inneren bin ich ein totaler Nerd", gesteht sie, "ich wollte immer ein technisches Studium machen." Weil eine Orientierung Richtung Westen im damaligen Russland aber gewinnbringender erschien, studierte sie Dolmetsch für Deutsch und Englisch. Die Liebe zog sie 2001 nach Wien, wo sie genug Selbstvertrauen sammelte, um sich in Wirtschaftsinformatik zu inskribieren.

Die Software-Entwicklerinnen arbeiten stetig daran, die Beratungssoftware noch schlauer zu machen, damit sie möglichst automatisiert auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen kann. "In einem gerade abgeschlossenen Projekt haben wir analysiert, wie die Art und die Reihenfolge der Fragen aufgebaut sein muss, damit sich die User gut zurechtfinden", gibt Okoli ein Beispiel. Dazu wurden Unmengen von Produktberatungen ausgewertet, um herauszufinden, welche Informationen für die Nutzer wichtig und relevant sind. Die Ergebnisse werden in eine Ontologie aufgenommen, auf die wiederum die Software zurückgreift.

Neben E-Commerce sind aber auch andere Anwendungen denkbar: So könnten Bürger im Sinne des Open Government leichter an Informationen aus der Verwaltung kommen. Im EU-Projekt EcoWeb wird die Smartassistant-Technologie dazu verwendet, Klein- und Mittelbetrieben Öko-Innovationen näherzubringen, bevor sie in den Schubladen von Forschern verschwinden.

Für Freizeit bleibt nach langen Tagen hinter dem Bildschirm wenig Zeit. " Es gehört schon ein bisschen Besessenheit dazu", sagt Hollerer. "Ich lebe und schlafe mit dem Laptop an meiner Seite." (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 27.02.2013)