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Zieht ein penetranter aldehydischer Blütengeruch durch eine Einkaufsstraße, dann ist der nächste Abercrombie (oder Hollister) nicht weit.

Foto: AP/ Kiichiro Sato

Es gehört zu den Errungenschaften der modernen Zivilisation, dass sie mit üblen Gerüchen auf Kriegsfuß steht. Umso verwunderlicher ist es, mit welchen Duftmarken man als Konsument konfrontiert wird - und das obwohl man durch sie eigentlich zum Kaufen animiert werden sollte.

Womit wir bei Geschäften wie Abercrombie & Fitch oder dem britischen Seifensieder Lush wären. Wie Hunde, die in eine Ecke pinkeln, um ihr Revier abzustecken, markieren diese Geschäfte durch wohldosierte Duftschwaden ihren Standort. Zieht ein penetranter aldehydischer Blütengeruch durch eine Einkaufsstraße, dann ist der nächste Abercrombie (oder Hollister) nicht weit. Kitzelt ein beißender Zitrus- oder Apfelduft in der Nase, liegt dagegen ein Lush um die Ecke.

Verkaufsfördernde Geruchsschwaden

Ähnlich wie bei Kebab- oder Instant Noodle-Hütten bleibt einem in den meisten Fällen nichts anderes übrig als großräumig auszuweichen. Ansonsten ist das Kopfweh nicht weit.

Was aber, wenn man in der Umgebung eines solchen Geschäfts wohnt? In München, wo es seit kurzem auf der Sendlinger Straße einen Abercrombie gibt, hat das Gesundheitsreferat bereits auf Initiative geruchsgeplagter Anrainer einen Warnbrief geschrieben: "Umgehend solle die Firma das mit lockenden Stoffen angereicherte Gebläse drosseln."

Bis in eine Entfernung von 70 Metern zur Filiale sei das Parfüm "Fierce", das Abercrombie durch seine Lüftungsanlage bläst, zu riechen. Übertüncht könnte es wohl höchstens durch die Geruchsschwaden einer Lush-Filiale werden. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 01.3.2013)