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Niemetz hat zuletzt die Österreicher aufgerüttelt. Die Tatsache, dass der traditionsreiche Schwedenbombenbäcker in Schieflage geriet, rief zahlreiche Fans auf den Plan. "Kauft Schwedenbomben", lautete die Botschaft. Und die Österreicher kauften Schwedenbomben. Die Produktion lief auf Hochtouren. Die Facebook-Gruppe "Rettet die Niemetz-Schwedenbomben" war an dieser Hochstimmung wohl beteiligt. Laut Masseverwalter Stephan Riel sucht man derzeit nach Lösungen, um die Kapazitäten der veralteten Maschinen zu erhöhen. Ob das Unternehmen nach dem akuten Schwächeanfall eine zukunftsträchtige Strategie auf die Beine stellt, ist noch offen.

Foto: APA/Hochmuth

"Pago steht heute stellvertretend für flüssiges Obst", lautete die Botschaft eines anderen Traditionsunternehmens 1999. Mit Pago ist jüngst eine zweite Traditionsfirma in Schieflage geraten (auch sie will eine Facebook-Gruppe retten). Der Standort in Klagenfurt wird mit Jahresende geschlossen, 110 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Just zum 125-Jahr-Jubiläum tat die neue deutsche Mutter Eckes-Granini die Hiobsbotschaft kund. Seit 1888 produziert die Fruchtsaftfirma in Kärnten. Jetzt wandert der Firmensitz in die österreichische Eckes-Granini-Zentrale nach St. Florian. Der strategische Marktzugang in Italien und Kroatien galt neben dem Markennamen als Grund, warum Eckes-Granini Pago vom Bierkonzern Heineken gekauft hat. Pago ging 2003 an den niederländischen Bier-Multi, als dieser die Mehrheit der Brauunion erwarb, zu der Pago seit dem Rückzug der Familie Pagitz in den 1970er Jahren gehörte.

Foto: Pago

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Hiobsbotschaften gibt es bei Manner nicht, schmerzhafte Änderungen schon: Der Standort Perg wird in den nächsten Jahren aufgegeben, Wolkersdorf, zuständig vor allem für die Marken Casali (Rumkugeln, Schokobananen) oder Ildefonso, bleibt bestehen. Der 1890 gegründete Wiener Süßwarenhersteller ist mittlerweile breit aufgestellt. Manner produziert schon lange nicht mehr nur für den Heimmarkt. Fast 60 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Export. Seit dem Jahr 2007, als sich Carl Manner aus dem Vorstand in den Aufsichtsrat zurückgezogen hat, wird Manner von einem Managerteam geführt. Zwei davon, Finanzvorstand Albin Hahn und Marketingleiter Alfred Schrott, kommen vom Lebensmittelkonzern Unilever. Derzeit werden am Wiener Areal rund 20.000 Tonnen Süßigkeiten jährlich hergestellt - neben Schnitten auch Lebkuchen, Kekse und Schokolade zur Weiterverarbeitung.

Foto: APA/Pfarrhofer

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Süßes produziert auch die 1953 gegründete Confiserie Heindl in Wien. Konditormeister Walter Heindl begann damals, gemeinsam mit seiner Frau Maria, mit der Fertigung von Likörpralinen und Konfekt. Heute sind seine Eigenkreationen als klassisches Wiener Konfekt berühmt. Andreas Heindl und sein Bruder leiten heute den Süßwarenhersteller. 2006 erwarben sie Pischinger, 130 Mitarbeiter setzen 14 Millionen Euro um. 1967 wurde aufgrund der Absatzsteigerung der Firmensitz vom 5. in den 23. Bezirk verlegt und die Produktion ausgeweitet. Hatte das Ehepaar Heindl nur den Wiener Fachhandel beliefert, erkannte man schon bald die Bedeutung einer zweiten Verkaufsschiene: die Eigenfilialen mit Standorten an belebten Geschäftsstraßen und in Einkaufszentren. 1973 wurde mit der Eröffnung der ersten Filiale in Wien XII der Grundstein für ein heute bundesweites Filialnetz gelegt. Heute reisen Mozartkugeln, Sissi Veilchen und Maria-Antoinette-Schokolade bis nach Japan.

Foto: APA/Schneider

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Erfolgreich ist auch der Fruchtsaft- und Eisteeproduzent Pfanner. Er hat im vergangenen Jahr erneut einen neuen Rekordumsatz erzielt. Produktinnovationen haben bei den Vorarlbergern einen hohen Stellenwert. Ebenso der Export. Weltweit ist die Firma in über 75 Ländern tätig. In Deutschland wähnt man sich die Nummer eins. Pfanner wurde 1856 gegründet. Die zu 100 Prozent in Familienbesitz befindliche Gesellschaft gehört zu den größten Obstverarbeitern und Fruchtsaftproduzenten Europas mit fünf Produktionsstätten in Lauterach (Bezirk Bregenz), Enns, Hamburg, Policoro und Bar (Ukraine). In Österreich beschäftigt Pfanner 370 Mitarbeiter, insgesamt sind es 810.

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Immer noch höchst agil ist die Kultmarke Pez. 2007 wurde sie 80 Jahre alt. Der Mühlviertler Arzt Eduard Haas kreierte 1927 ein Pfefferminz-Zuckerl. Heute werden davon im Jahr weltweit über vier Milliarden Stück in allen erdenklichen Variationen und rund 80 Millionen Spender verkauft, die Hälfte davon in den USA. Zum Sammlerkult wurden die Pez-Spender, als sie 1962 erstmals Mickey-Maus-Figuren zierten. Mittlerweile wird die Zahl der Spender-Charaktere auf 450 geschätzt. Produziert wird neben Traun in der US-Stadt Orange. Spender und Plastikfiguren kommen aus Werken in Ungarn und Slowenien. Das Unternehmen ist mehrheitlich im Eigentum der Familie Haas, die auch für Backpulver und Pudding bekannt ist. Pez ist heute in 90 Ländern vertreten. Haas vertreibt neben dem selbst produziertem Pudding und Senf hierzulande auch Mentos und Fishermen's Friend.

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Auch Darbo hat rechtzeitig erkannt, dass nur, wer über die Landesgrenzen hinweg denkt, dauerhaft überleben kann. Der Tiroler Marmeladen- und Fruchtsirup-Hersteller generiert sein Umsatzwachstum vorwiegend im Ausland, in Deutschland oder Italien, aber auch in Russland hat man zuletzt stark zugelegt. Darbo ist mit fast hundert Millionen Euro Umsatz bei Marmeladen unangefochtener Marktführer in Österreich vor Spitz und Staud's. Das Unternehmen wurde im Jahre 1879 von Rudolf Darbo im altösterreichischen Görz als Brennerei gegründet. 1918 übersiedelte die Familie nach Stans. Dort betrieben die Darbos zunächst ein Gasthaus. Sohn Adolf Darbo arbeitete nach seiner Ausbildung zum Konditor im heimischen Betrieb mit und begann parallel dazu eine Marmeladenproduktion und Honigabfüllung. Später kam ihm die Idee, Kleinportionen für die Gastronomie anzubieten. Das Unternehmen führt heute Martin Darbo. Es ist zu 98 Prozent in Familienbesitz.

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Wiens Marmeladenkönig Hans Staud beschäftigt 35 Mitarbeiter in der Staud'schen Marmeladenfabrik in Wien. Derzeit in einem Ausweichquartier. Die Produktionsstätte in der Ottakringer Hubergasse wird aus Kapazitätsgründen abgerissen und neu errichtet. Zu Jahresende wird hier wieder eingezogen. Produziert werden nicht nur Marmeladen, auch das eingelegte Gemüse erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Anfragen bekommt Staud nach eigenen Angaben verstärkt aus der Top-Hotellerie, sogar aus Russland. 2001 war übrigens der damalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (siehe Bild) bei Staud's schnuppern.

Foto: AP/Holzner

Stark exportlastig ist auch der Kärntner Spirituosenhersteller Stroh. Der "Spirit of Austria" in Gestalt des Inländer-Rums, aber auch Jagertee, Punsch und Likör werden in rund 40 Länder exportiert. Immerhin jede dritte Flasche Rum geht ins Ausland. Für die österreichische Traditionsfirma Stroh mit Hauptsitz in Klagenfurt und rund 35 Mitarbeitern ist Deutschland der wichtigste Auslandsmarkt, aber auch England gewinnt zunehmend an Bedeutung für die 1832 gegründete Firma. In England zieht das alpenländische "Après-Ski-Gefühl", mit dem die Pubs Geschäfte machen wollen - und zwar mit Jagertee. Auch in die USA geht der Skihütten-Drink. Im Werk im Klagenfurter Stadtteil Viktring wurden im Geschäftsjahr 2011/2012 vier Millionen Liter Spirituosen abgefüllt.

Foto: Stroh

Lange schon hält sich auch Österreichs größter Teigwarenhersteller: Recheis bereitet sich auf eine große Feier vor. Das 125-Jahre-Jubiläum steht im Jahr 2014 am Programm. Die Tiroler Nudelspezialisten – derzeit ist die fünfte Generation am Werk - ruhen sich nicht auf der Bekanntheit der Marke aus, sondern setzen auf gesunden Genuss. Vollkorn-und Bio-Produkte gehören zu den stark wachsenden Segmenten. Die größte Herausforderung für den Tiroler Unternehmer war zu Gründungszeiten in den 1880er Jahren, wie man skeptische und traditionsbewusste Hausfrauen dazu bringen konnte, maschinell gefertigte Eierteigwaren zu verwenden. In Hall in Tirol beschäftigt man knapp 100 Mitarbeiter, bis zu 110 Tonnen Teigwaren werden täglich produziert. Rund zehn Prozent gehen in den Export.

Foto: Recheis

Nicht ganz so viele Jahre hat die burgenländische Konkurrenz in Sachen Nudeln auf dem Buckel. Gegründet wurde der Familienbetrieb Wolf in den 1950er Jahren. Heute ist er mit 100 Mitarbeitern die Nummer zwei am heimischen Markt. Beim Güssinger Traditionsbetrieb kommen übrigens die benötigten Eier aus den eigenen Stallungen – bevölkert von einem Trupp von rund 30.000 Hühnern. Das Futter für das Federvieh kommt aus der eigenen Landwirtschaft. Viele Hühner machen viel Mist, der wandert in eine Biogasanlage, um damit den eigenen Wärme- und Strombedarf zu decken.

Foto: Wolf

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Über 130 Jahre hat mittlerweile auch die Gewürzfirma Kotányi mit Sitz im niederösterreichischen Wolkersdorf auf dem Buckel. Gegründet wurde sie 1881 von dem aus Szeged in Ungarn nach Wien zugewanderten Janos Kotányi. Ursprünglich verarbeitete er in seiner Heimatstadt den ungarischen Paprika zu Paprikapulver. Heute werden die Entscheidungen für mehr als 20 Länder in der Zentrale im Weinviertel getroffen. Im Vorjahr hat der Gewürzhersteller (der vollständig in Familienbesitz ist) 138 Millionen Euro umgesetzt, etwas weniger als geplant. Nur 30 Prozent werden in Österreich erwirtschaftet. Gewachsen ist das Unternehmen vor allem in Russland, Ungarn, Tschechien, Polen: Der Osten wird schon lange beliefert. Aus der Türkei zog sich Kotányi aufgrund geringer Umsätze jüngst zurück.

Foto: APA/Kotányi

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Auch der Nahrungsmittelproduzent Spitz mit Sitz in Oberösterreich erwirtschaftet über ein Drittel seines Umsatzes im Ausland. In die Welt hinaus geliefert wird mittlerweile eine breite Produktpalette von Fruchtsäften bis zu Energy Drinks ."Power Horse" kommt etwa auch im Mittleren Osten und in Nordafrika gut an. Spitz ist einer der größten Produzenten von Nahrungsmitteln und Getränken in Österreich. Backwaren, Getränke, Marmeladen und Saucen werden in Attnang-Puchheim produziert. Das Unternehmen wurde 1857 gegründet und zählt mit 630 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in der Region.

Foto: aP/Seeger

Rupp hat "'s beschte Eck vom Käs". Das Lochauer Familienunternehmen wurde 1908 von Josef I., der schon als 13-Jähriger Käse rührte, gegründet. Im Jubiläumsjahr 2008 schenkte man sich auch noch den traditionellen Konkurrenten, die Genossenschaft Alma. Die 102 Alma-Beschäftigten wurden mit dem Betrieb übernommen, die Schmelzkäseproduktion der Genossenschaft von Hard in die neuen Produktionshallen in Hörbranz verlegt. Auch bei Rupp hat die internationale Ausrichtung Tradition. Schon der Firmengründer, er produzierte als erster in Österreich Emmentaler nach Schweizer Art, schickte in den 1920-er Jahren die Käseräder nach Italien und Belgien, Nordafrika und Amerika. Sein Nachfolger begann mit der Schmelzkäseproduktion und machte den Käse mit dem Enzian-Etikett bekannt. Mittlerweile liegt die Exportrate bei 80 Prozent.

Foto: STANDARD/Cremer

Zum Global Player reifte mittlerweile auch die älteste Käserei Österreichs heran. Der Salzburger Käseproduzent Woerle hat es zum Beispiel in Sri Lanka mit Eckerlkäse und Toastscheiben bis zur Marktführerschaft gebracht. Nach Japan verkauft der Familienbetrieb Exoten wie Frischkäse mit Früchten, nach Libyen oder in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen Schmelzkäseprodukte. Mit einem Exportanteil von 40 Prozent werden weltweit 60 Länder mit heimischen Käseprodukten beliefert. Die Traditionsfirma wurde 1889 von Johann Baptist Woerle als kleine Käserei in Henndorf gegründet. Die Firma mit über 200 Mitarbeitern ist immer noch in Familienhand.

Foto: Franz Neumayer/Woerle

Je Englhofer, je lieber. Das Englhofer Versprechen geht so: Seit vier Generationen pflegen wir die traditionsreichen Marken und entwickeln die Kunst der Bonbonerzeugung weiter – ganz nach Englhofer Art. Auf die Goldwaage sollte man dieses Versprechen aber nicht legen: Der Grazer Zuckerlhersteller Englhofer hat vor mehr als 15 Jahren aufgrund von Nachfolgeproblemen den Familienbetrieb an Nestlé verkauft, die Produktion wurde geschlossen. In den Supermärkten gibt es zwar nach wie vor die ehemaligen Englhofer-Marken zu kaufen. Sie stammen aber vom jetzigen Eigentümer Storck.

Foto: Screenshot

Ein anderer Wiener Klassiker hat trotz veränderter Besitzverhältnisse bis heute überlebt. Das Wiener Zuckerl gibt es noch. Den einstigen Hersteller - die 1891 gegründete Heller Zuckerlfabrik - schon lange nicht mehr. Die Brüder Gustav und Wilhelm Heller hatten es sogar zu Hoflieferanten gebracht. Was folgte war die Arisierung durch die Nationalsozialisten und ein Neustart nach dem Zweiten Weltkrieg. 1971 wurde das Unternehmen verkauft. Zunächst an Victor Schmidt & Söhne, dann an Nestlé, im Jahr 2000 an Manner. Heute wird das Wiener Zuckerl von Storck produziert. Abgesehen vom Zuckerl bleibt aber noch eine weitere Erinnerung: Die 1899 erbaute Heller-Fabrik in Favoriten schaut heute natürlich nicht mehr ganz so aus.

Foto: Bezirksmuseum Favoriten

Auch andere Wiener Traditionsmarken, die seit Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts Bestand hatten, mussten Ende der 1990er Jahre aufgeben: Hofbauer, Victor Schmidt & Söhne und Auer wurden übernommen. Süßes entsteht aber auch in anderen Ecken Österreichs, und das recht erfolgreich. Schaumrollenkönig Karl Guschlbauer produziert etwa mit 100 Mitarbeitern in St. Willibald in Oberösterreich. Im Jahr 2014 werden es 30 Jahre sein, dass der Bäckerssohn mit Schaumrollen begonnen hat, um selbige auf Kirtagen und Messen zu verkaufen. Heute ist das Sortiment auf 30 Produkte angewachsen. Exportiert werden zehn Prozent - und zwar nach Deutschland, Slowenien und in die Schweiz.

Foto: derStandard.at

"Was dem Ami die Cola, ist dem Ösi der Almdudler", hieß es einst im Magazin "Brandeins". Almdudler ist nach wie vor in der Hand der Gründerfamilie Klein. Die erste Firmenbucheintragung der Sodawasser- und Limonadenerzeugung der Familie datiert aus dem Jahr 1910. Der erste Almdudler wurde 1957 vom Almdudler-Erfinder Erwin Klein abgefüllt. Jener war übrigens auch nebenbei als Kabarettist, Regisseur und Drehbuchautor tätig. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens gab es als Gruß aus Österreich 100 Almdudler-Pakete an die österreichischen Botschaften. Trachtenpärchen-Ball, Trachtenpärchen-Wahl, Loden-Romantik: Thomas Klein, 1963 in Wien als Sohn des Almdudler-Gründers geboren, übernahm mit 19 Jahren die Führung des Kräuterlimonaden-Imperiums, das er höchst erfolgreich modernisierte und - gemeinsam mit Geschäftsführer Gerhard Schilling (im Bild mit Michael Spindelegger) - bis heute leitet. (rb. derStandard.at, 19.3.2013)

Foto: Almdudler