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Bawag-Vorstandschef Byron Haynes geht beim Swap-Streit mit dem Kunden Stadt Linz die Geduld aus.

Foto: Reuters/Heinz-Peter Bader

Während die Konkurrenz ihr Filialnetz ausdünnt, baut die Bawag ihres aus. Unternehmenskunden, die nur wenig Geschäft mit der Bawag machen, sollen künftig zur Kasse gebeten werden. Ihre Kredite werden verteuert.

 

Die Bawag P.S.K. hat ihr Restrukturierungsvorhaben "zu zwei Drittel" erledigt, und Bankeigner Cerberus (52 Prozent) und der neue Aktionär, der US-Hedgefonds Golden Tree (39 Prozent), haben fifty-fifty 200 Mio. Euro Eigenkapital eingeschossen. "Wir sind jetzt gut kapitalisiert, haben unsere Langfristfinanzierungen zum frühest möglichen Termin zurückbezahlt und investieren ins Geschäft", erklärt Bawag-Chef Byron Haynes im Gespräch mit dem STANDARD.

Die Restrukturierung sei "dramatisch" ausgefallen, konzediert er, die Mitarbeiterzahl "massiv" gesunken. Genaues (im Herbst 2012 hatte die Bank 4000 Mitarbeiter) will er aber vor der Bilanzpressekonferenz nicht sagen. Zur Erinnerung: Der Abbau von 500 Jobs bis 2013 wurde im "Projekt Bolero" 2010 fixiert und zuletzt um 200 Posten ausgeweitet. Zudem hat die Bawag ihren Eigenhandel (Trading) zugesperrt.

Auch das Firmenkundengeschäft wurde umgebaut. Berichte von Bawag-Bankern, wonach man dieses Geschäft massiv zurückgefahren habe, nun wieder zurück rudere und nach neuen Kunden fische, will Haynes nicht bestätigen. Man habe zwar einen Großteil des Corporate-Geschäfts in Wien zentralisiert und die Vollzeitstellen "substanziell verringert", das bedeute aber nicht, dass man auf der anderen Seite des Schalters Unternehmenskunden "rauswirft".

Welche Firmenkunden die Bawag loswerden und welche sie gewinnen will, beschreibt er so: "Firmenkunden, die keine tiefe Bindung zu uns haben und für die wir nur die dritte oder vierte Bankverbindung sind, haben wir nicht im Fokus. Wir peilen Kunden an, die unseren Vollservice schätzen - die anderen fordern wir auf, mehr Geschäft mit uns zu machen." Tun sie das nicht, wird an der Preisschraube gedreht. "Ihnen kündigen wir an, dass ihre Kredite in zwei, drei Jahren teurer werden. Sie können sich bis dahin überlegen, ob sie bei uns bleiben."

Gegen den Trend

Und während Konkurrenzinstitute wie etwa die Bank Austria massiv Filialen schließen, hat die Bawag ihr Retailgeschäft ausgebaut. Von den angepeilten 500 Filialen ist man laut Haynes beim Stand von 467 angelangt; die restlichen folgen bis Ende Juni. "Wir haben bis jetzt 150 neue Niederlassungen geschaffen und parallel dazu ins E-Banking investiert. Noch im ersten Halbjahr wird unsere Investmentperiode beendet sein", so Haynes. Warum die Bawag im Gegensatz zur Konkurrenz noch ins Filialnetz investiert, begründet Haynes mit der zentralen Struktur der Bawag. Die Niederlassungen von Erste Bank und Sparkassen bzw. Raiffeisenbanken und Raiffeisenkassen würden einander am flachen Land im eigenen Sektor Konkurrenz machen, was bei der zentral geführten Bawag eben nicht der Fall sei.

Summa summarum hofft der Banker mit diesem Konzept, die Nase vorn zu haben: "Wenn die Kunden wieder Geld nachfragen, werden wir bereit sein, ihnen welches zu geben." Auch Klein- und Mittelbetrieben - vorausgesetzt, die Margen stimmen.

Enerviert klingt der Bawag-Chef, wenn man ihn auf das Swap-Gerichtsverfahren mit der Stadt Linz anspricht. Es geht mittlerweile um 450 Mio. Euro, die die Stadt der Bank schulde; das Mediationsverfahren hat die Bawag jüngst abgebrochen. "Von der Stadt gibt es keinen einzigen Vorschlag zur Lösung des Problems, sie fährt seit 14 Monaten eine pure Verzögerungstaktik", kritisiert Haynes. Die Bank sei für einen "sinnvollen Kompromiss zu haben, aber nicht um jeden Preis." Und: "Wir wollen alle Fakten auf den Tisch legen, aber die Stadt entbindet uns nicht vom Bankgeheimnis." Und im von den Grünen geführten Sonderkontrollausschuss der Stadt habe man um ein Gespräch ersucht, " aber sie haben keinen Termin für uns gefunden".

Der Aufsichtsrat wird übrigens am 12. März von neun auf zwölf Mitglieder aufgestockt. Golden Tree, Cerberus und Betriebsrat werden je einen neuen Kontrollor ins Gremium entsenden. (Renate Graber, DER STANDARD, 26.2.2013)