Ramallah/Jerusalem - Etwa 25.000 Menschen haben am Montag einem in israelischer Haft gestorbenen Palästinenser das letzte Geleit gegeben. In Sprechchören wurde der in ein grünes Tuch gehüllte Arafat Jaradat in Hebron und in seiner Heimatstadt Sair als "Märtyrer" gepriesen. Vereinzelt wurde in die Luft geschossen. Am Vorabend hatte der palästinensische Minister für Häftlingsfragen, Issa Karake, nach einer Autopsie mitgeteilt, der 30-Jährige sei zu Tode gefoltert worden. Israel betonte, die Todesursache stehe noch nicht fest.

Unterdessen kam es im Westjordanland zu den von Israel befürchteten neuen gewalttätigen Demonstrationen für die Freilassung von vier Häftlingen, die sich seit Monaten im Hungerstreik befinden. Militär und Polizei waren zuvor bereits in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Im Raum Hebron südlich von Jerusalem und beim israelischen Ofer-Militärgefängnis bewarfen Demonstranten die Ordnungskräfte mit Steinen und setzten Autoreifen in Brand. Militär und Polizei schossen mit Tränengasgranaten und Gummigeschossen auf die Demonstranten. Israelische Medien warnten vor einem möglichen neuen Flächenbrand im Westjordanland, einer dritten Intifada.

Tod im Gefängnis

Jaradat war am Samstag sechs Tage nach seiner Festnahme wegen Steinewerfens im nordisraelischen Gefängnis Megiddo gestorben. Zunächst hatten die Behörden von Herzversagen gesprochen. Nach der Autopsie hieß es dann, es gebe keine größeren Anzeichen für äußere Verletzungen. Zwei gebrochene Rippen, innere Blutungen sowie Abschürfungen könnten Folge von Wiederbelebungsversuchen sein. Vor einem endgültigen Urteil müssten noch mikroskopische und toxikologische Untersuchungen abgeschlossen werden.

Angesichts der seit Tagen zunehmend gewalttätigen Unruhen im Westjordanland hatte Israels Regierungschef Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) am Vortag zur Wiederherstellung der Ordnung aufgerufen. Zur Beruhigung der Lage gab Israel zudem umgerechnet 75 Millionen Euro Steuern und Zölle frei, die es für die Autonomiebehörde einsammelt. Israel hält diese Gelder von Zeit zu Zeit zurück, um Druck auf die Autonomiebehörde auszuüben.

Abbas wies die Vorwürfe am Montag zurück und warf Israel vor, es wolle das Westjordanland ins Chaos stürzen. "Sie wollen uns in eine Situation (gewaltsamer Proteste) drängen, die wir nicht wollen. Sie (die Israelis) alleine tragen die Verantwortung für ihr Handeln", sagte er im Hinblick auf den Tod des Häftlings und die Gewalt auf den Straßen. (APA, 25.2.2013)