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"Ich bin vielleicht langweilig": FPÖ-Frontfrau Rosenkranz über sich selbst.

Foto: APA/Hochmuth

STANDARD: In den Umfragen liegt die FPÖ bei zehn bis elf Prozent. Warum gelingt es in Niederösterreich nicht, so zu reüssieren wie in anderen Ländern?

Rosenkranz: Wir haben letztes Mal von vier Prozent - das würde ich ungefähr als Stammklientel sehen - auf 10,5 Prozent aufgeholt, das war ein gewaltiger Sprung.

STANDARD: Die vier Prozent waren 2003 mitten in einer Parteikrise.

Rosenkranz: Trotzdem: Da sehen Sie den Grundstock, der ist bundesländerweise sehr verschieden. Die FPÖ ist hier ja auch erst 1988 in den Landtag einge zogen.

STANDARD: Streiten Sie sich mit Frank Stronach um Protestwähler?

Rosenkranz: In der Politik muss man Bürger gezielt ansprechen.  Wir sagen, es ist Zeit für einen grundlegenden Wandel. Etliche Niederösterreicher sehen das ebenso. Die Anhängerschaft ergibt sich daraus.

STANDARD: Das dominierende Wahlkampfthema ist die Veran lagung der Wohnbaugelder. Die ÖVP argumentiert, die Mitglieder der Landesregierung hätten alle Entscheidungen mitgetragen.

Rosenkranz: Dazu wird in der  Landesregierung nichts beschlossen, nur berichtet. Aus diesen Berichten kann man nichts herauslesen. Es gab 2001 einen Grundsatzbeschluss im Landtag, das operative Geschäft ist ausgelagert.

STANDARD: Sie plakatieren eine Karikatur von Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka, der mit Aurelius, Augustus und Aquarius hantiert. Glauben Sie, dass diese Begriffe den Wählern etwas sagen?

Rosenkranz: Ich denke, dass viele sich wundern, dass eine Landesregierung Kapitalgesellschaften in Irland gründet, die so heißen.

STANDARD: Sollte es Ihnen gelingen, die absolute Mehrheit zu brechen – bei welchen Themen könnten Sie sich vorstellen, mit der ÖVP mitzugehen?

Rosenkranz: Das wird man sehen. Es ist zu hoffen, dass die ÖVP zu ihren konservativen Werten findet, die sie im Wahlkampf vorgibt zu vertreten, zum Beispiel in der Familienpolitik.

STANDARD: In Niederösterreich  fehlen Kinderbetreuungsplätze, außerdem ist nur ein geringer Teil des Angebots kostenlos. Ein De fizit?

Rosenkranz: Familienpolitik ist dar an zu orientieren, dass Wahlfreiheit herrscht. Es gehen aber so gut wie alle niederösterreichischen Kinder in den Kindergarten.

STANDARD: Vor der Schule gibt es zwar ein verpflichtendes Kindergartenjahr, aber viele Eltern bräuchten schon früher Betreuungsplätze für ihren Nachwuchs.

Rosenkranz: Das muss man den Eltern überlassen. Im Wahlkampf treffe ich viele Mütter mit kleinen Kindern, die gern viel länger  daheimbleiben würden, es sich aber nicht leisten können. Das ist total vernünftig, dem muss mit Geldleis tungen entsprochen werden.

STANDARD: In Niederösterreich verlässt man sich gerne auf fami liäre Strukturen, auf die Oma bei der Kinderbetreuung oder auf die Tochter bei der Pflege. Glauben Sie, dass das noch lange so funktionieren wird?

Rosenkranz: Wir können nur hoffen, dass möglichst viele Familien diese pflegerischen Leistungen wahrnehmen. Alles andere wäre eine Katastrophe, wenn Sie sich  die Kosten vorstellen. Selbstverständlich wird es immer mehr Menschen geben, die niemand pflegen kann, da muss man vorsorgen. Aber dort, wo familiäre Strukturen sind, muss man schon aus  Finanzierungsgründen versuchen, pflegende Angehörige zu stützen.

STANDARD: Im Gegensatz zum SPÖ-Chef agieren Sie in der Landes regierung eher unauffällig ...

Rosenkranz: Ich bin vielleicht langweilig, aber ich ziehe die  Debatte in sachlichen Punkten persönlichen Angriffen vor. In den entscheidenden Fragen habe ich den freiheitlichen Kurs eingehalten und dagegengestimmt. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 24.2.2013)