Vatikanstadt - Der Vatikan hat davor gewarnt die Kardinäle vor dem Konklave, der Wahl eines Nachfolgers von Benedikt XVI. durch falsche Informationen zu beeinflussen. Mit der Veröffentlichung unkontrollierter, oder gar falscher Informationen würde ein gravierender Schaden "für Personen und Institutionen" entstehen, hieß es am Samstag in der Presseaussendung.
"Im Laufe der Jahrhunderte haben die Kardinäle verschiedenen Formen von Druck Stand halten müssen, mit denen man die Papst-Wahl beeinflussen wollte", hieß es in der Presseaussendung. Auch Staaten hätten versucht, den Ausgang der Papst-Wahl zu beeinflussen. Heute setze man auf die Beeinflussung durch die öffentliche Meinung aufgrund von Bewertungen, die nicht den typisch spirituellen Aspekt berücksichtigen, die die Kirche erlebe, hieß es.
Falschinformationen im Umlauf
Zuvor hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi Diffamierung und Falschinformationen beklagt, deren Ziel es sei, "Druck" auf die Kardinäle bei der Wahl eines neuen Papstes im Konklave auszuüben. Es würde genügend Personen geben, "die sich den Moment der Überraschung und Desorientierung schwacher Geister zunutze machen wollen, um Verwirrung zu säen und die Kirche und ihre Leitung in Misskredit zu bringen", so Lombardi in einem Beitrag für Radio Vatikan.
Es werde zudem "inakzeptabler Druck ausgeübt", um die Wahlentscheidung des einen oder anderen Mitglieds des Kardinalskollegiums zu beeinflussen. In den meisten Fällen aber hätten diejenigen, die diese moralischen Urteile abgäben, "nicht die geringste Autorität dazu". "Wer vor allem Geld, Sex und Macht im Kopf hat und die Welt an diesem Maße misst, der ist dann auch nicht imstande, die Kirche anders wahrzunehmen."
Schwulennetzwerk Grund für Rücktritt?
Die italienische Zeitung "La Repubblica" hatte am Donnerstag berichtet, Benedikts Rücktritt könne mit einem geheimen Schwulennetzwerk im Vatikan zu tun haben. Demnach seien Kardinäle wegen ihrer "sexuellen Orientierung" durch Laien erpressbar gewesen sein. Die Zeitung bezog sich auf einen 300-seitigen Geheimbericht zur sogenannten Vatileaks-Affäre, den drei Kardinäle am 17. Dezember dem Papst vorgelegt hatten.
Unterdessen versprach Benedikt XVI. seinen Kardinälen anlässlich des Endes der Fastenexerzitien, ihnen auch nach seinem Amtsverzicht weiterhin "spirituell nah" zu sein. Der Heilige Vater dankte "für diese acht Jahre, in denen ihr mit großem Sachverstand, Zuneigung, Liebe und Glauben gemeinsam mit mir die schwere Bürde des Amtes des Heiligen Petrus getragen habt". "Gehen wir weiter auf diesen Spaziergang durch das geheimnisvolle Universum des Glaubens, damit wir immer mehr die Kraft haben, die Wahrheit zu hören, zu beten, zu verkünden und zu bezeugen. Das ist eine Wahrheit, die schön ist. Das ist eine Wahrheit, die Liebe ist", sagte der Heilige Vater.
Nach dem Treffen mit den Kurienkardinälen empfing Benedikt XVI. den italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano. Das Gespräch fand in der Privatbibliothek des Papstes in Anwesenheit von Napolitanos Frau Clio statt, verlautete aus dem Vatikan. Benedikt erklärte, er bete für Italien in einer für das politische Leben wichtigen Phase, sagte er in Anspielung auf die Parlamentswahlen am Sonntag und Montag. Napolitanos siebenjährige Amtszeit geht im Frühjahr zu Ende. Vergangene Woche hatte der Papst bereits Italiens scheidenden Premier Mario Monti getroffen. (APA, 23.2.2013)