Der bulgarische Choreograf, Tänzer und Performer Ivo Dimchev entert am Samstag die frisch eröffnete Franz-West-Ausstellung Wo ist mein Achter? im Mumok. Unvergesslich bleibt die Szene, in der Dimchev bei Impulstanz 2010 einen Neuner von West an einer Kulissenwand zertrümmerte. Schrecken im Publikum. Das gute Stück! "Sorry, Franz", rief Dimchev dem im Publikum sitzenden Künstler zu. Der winkte ab: "Okay!"

Franz West ist leider tot, daher wäre heute eine solche Zertrümmerung nicht mehr so leicht möglich. Und steht bei Dimchevs Solo I-ON auch nicht im Konzept. Aber das Gebrauchen der berühmten Pass-Stücke, vor dem das Publikum üblicherweise eine gewisse Scheu hat, sehr wohl. West hatte viel Freude am zeitgenössischen Tanz. Impulstanz hat ihm das im Vorjahr mit einer nächtlichen Farewell-Aktion gedankt.

Dimchev, der mit West einen echten Künstlerfreund verloren hat, ist sozusagen ein Garant dafür, dass sich der performative Wert der Pass-Stücke nicht sobald in monetär inspirierter Unberührbarkeit auflöst. In I-ON wird eine mit blonder Perücke und sonstigen Attributen ausgestattete Figur zu erleben sein, die den Ausstellungsraum mit Körpereinsatz und Stimmgewalt lebendig werden lässt. Was genau in dieser Performance passieren kann, lässt sich nicht sagen, weil der Performer Bestehendes gerne weiterentwickelt. Intensität ist jedenfalls garantiert - wie immer, wenn Dimchev seinen Kunstfiguren ihren Lauf lässt. (ploe, DER STANDARD, 23./24.2.2013)