Die Landtagswahlen in Kärnten sind ein Test – weniger für die Politiker, sondern eher für die Wähler. Werden die Kärntner nach all den unfassbaren Skandalen, nach den Lächerlichkeiten, Frechheiten, Verlogenheiten und Blödheiten der Haider-Nachfolge-Truppe diesen Leuten doch noch eine (relative) Mehrheit geben?

Jörg Haider und seine fröhliche Truppe haben ja das Bundesland praktisch ruiniert. Durch die Instrumentalisierung der Landes-Hypo im Verein mit unfassbaren Milliardenhaftungen lebt Kärnten nur noch von der Garantie des Bundes. Unsummen wurden in Prestigeprojekte wie Stadion, Seebühne etc. versenkt. Für fragwürdigste Deals – u. a. das Wörthersee-Schloss für Onkel Frank Stronach – interessiert sich jetzt (endlich) der Staatsanwalt. Das Ganze war noch unterlegt mit einer typisch kärntnerischen Mischung aus NS-Nostalgie, treuherzig tuender Schlitzohrigkeit und einer guten Portion psychischer Auffälligkeit (nicht nur der Haiders – auch das Vogelspinnen-Tattoo-Video von FPK-Chef Kurt Scheuch gehört in irgendein Lehrbuch).

Zusätzlich hat die Haider-Truppe (durchaus im Verein mit ähnlich Denkenden in ÖVP und SPÖ) dem Land die Zukunft geraubt: Die Tüchtigen und Gebildeten verlassen scharenweise das Bundesland, weil es dort außer für FPK-affine Trachtler keine Aufstiegschancen gibt. Allein in Wien leben 80.000 "Exil-Kärntner". Diesen Braindrain umzukehren, sei die wichtigste Aufgabe einer neuen Kärntner Landesregierung, sagte kürzlich der ÖVP-Kandidat Wolfgang Waldner.

Die Frage ist, ob der Kärntner Wähler das zulässt. FPK-Landeshauptmann Gerhard Dörfler hofft auf 35 Prozent (nach 44,9 Prozent bei den Haider-Nachfolgewahlen von 2009). Er möchte Landeshauptmann bleiben (vielleicht mit Hilfe Stronachs, des BZÖ und einiger in der ÖVP, die nach einem schlechten Ergebnis umfallen). Selbst wenn ihm das nicht gelingt, wäre ein Ergebnis von etwa einem Drittel der Stimmen ein Zeichen, dass sehr viele Wähler sich abermals vom Geldverteilungs-Schmäh der FPK und von der "Narrisch-guat"-Bonhomie Dörflers haben täuschen lassen.

Es wäre ein Zeichen, dass sie das ruinöse wirtschaftliche und politisch-moralische Erbe der Haider-Partie nicht begriffen haben. Dass für sie die Mischung aus Nationalismus und Wähler bestechung einer seriösen Politik vorzuziehen ist (so wie ein bisschen weiter südlich viele italienische Wähler unfass barerweise wieder auf Silvio Berlusconi hereinzufallen  drohen).

Die SPÖ, die ÖVP und die Grünen scheinen in Kärnten einen Pakt geschlossen zu haben, jedenfalls nicht Dörfler zum Landeshauptmann zu wählen. Stronachs Kärntner Statthalter hat auch erklärt, man werde kein "Steigbügelhalter" sein. Abgesehen davon, wie viel solche Schwüre nach dem Wahltag gelten: Bringen dann Rot-Schwarz-Grün wirklich eine funktionierende Regierung zusammen?

Zu wünschen wäre es, denn Kärnten muss endlich seriös und zukunftsträchtig regiert werden. Zuerst muss aber der Kärntner Wähler Reife beweisen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 23./24.2.2013)