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Irans Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad in der Urananreicherungsanlage in Natanz. Das Foto ist einige Jahre alt, seither sind Natanz und andere Anlagen bedeutend gewachsen.

Foto: EPA

Wien/Teheran - Nächste Woche, am Dienstag, wird es in Almaty in Kasachstan die nächste Runde von Atomgesprächen zwischen Iran und den P-5+1 (den fünf Atommächten im Uno-Sicherheitsrat plus Deutschland) geben: Umso gespannter hat man auf den neuen Bericht der Internationalen Atombehörde (IAEA) in Wien zum Stand des iranischen Atomprogramms gewartet.

Die Essenz des am Donnerstagabend herausgekommenen Berichts, der nur theoretisch geheim ist, könnte so zusammengefasst werden: Das iranische Atomprogramm zur Beherrschung des vollen nuklearen Zyklus macht ständige Fortschritte. Gleichzeitig läuft es gebremst, das heißt, die Iraner nützen ihre Möglichkeiten nicht ganz aus - als ob sie zeigen wollten, was sie alles können, es aber eben nicht tun, zumindest im Moment nicht. Es soll kein Anlass zum Zusammenbruch der Verhandlungen gegeben werden.

Anreicherung auf 20 Prozent

Vor allem arbeiten sie dem Vorwurf entgegen, sie würden möglichst viel auf knapp 20 Prozent angereichertes Uran ansammeln wollen, um jederzeit genügend waffenfähiges Uran für mindestens eine Bombe herstellen zu können. Momentan haben sie weniger davon als für eine Bombe nötig ist. Ein Teil ihres 20-Prozent-Materials geht in die Produktion von Brennstoff für den Forschungsreaktor in Teheran (TRR).

Das war auch immer der vom Iran angekündigte Zweck der Anreicherung auf 20 Prozent: Denn Brennstoff kann der unter Sanktionen stehende Iran ja nicht kaufen. Allerdings hat der Iran bereits viel mehr produziert, als er für den TRR braucht.

Verdacht nicht ausgeräumt

Um es klar zu sagen: Alle diese Aktivitäten - die von der IAEA überwacht werden, welche bestätigt, dass sie den iranischen Angaben entsprechen - sind dem Iran aufgrund von Uno-Resolutionen eigentlich untersagt. Noch immer ist der Verdacht, dass der Iran an verschiedenen Aspekten eines militärischen Atomprogramms geforscht hat, nicht ausgeräumt. Da hat es auch keinerlei Fortschritte gegeben, sagt der Bericht. In der Militäranlage Parchin, die die IAEA gerne inspizieren würde (wozu sie unter dem bestehenden Safeguards-Abkommen nicht automatisch das Recht hat), wird heftig umgegraben und gebaut, was den Verdacht nährt, dass etwas vertuscht werden soll.

Ein weiterer Aspekt des Berichts ist, dass der Iran die Anreicherungskapazitäten für 3,5 Prozent-Uran ausbaut, jetzt auch mit einer neuen besseren Zentrifugen-Generation. Allerdings werden die IR-2m bisher nur installiert, teilweise auch nur Zentrifugengehäuse. Auch bei der 20-Prozent-Anreicherung nützt der Iran seine Möglichkeiten nicht aus, die Anreicherung bleibt konstant.

Funktionsänderung

Ein Punkt, den der IAEA-Bericht nicht besonders heraushebt, auf den jedoch David Albright vom Institute for Science and International Security (ISIS) in Washington hinweist: Eine Änderung ergibt sich für den bereits erwähnten TRR, der bisher nur für die medizinische Isotopenherstellung verwendet wird. Der Iran will nun dort Brennstoff für den in Bau befindlichen Schwerwasserreaktor IR-40 in Arak testen. Da auch der Bau in Arak laut Sicherheitsratsresolutionen zu stoppen ist, ist nun auch der TRR in untersagte Aktivitäten involviert. Vom IR-40 wird befürchtet, dass er nach Fertigstellung der Plutoniumproduktion dienen könnte.

Dass die Iraner die Urananreicherung komplett aufgibt, glaubt inzwischen niemand mehr - es geht vor allem darum, sie von den 20 Prozent herunterzubringen. Vor dem Treffen in Almaty heißt es, die P5+1 würden dort ein neues Angebot machen. Der Iran erwartet für etwaige Schritte eine sofortige Honorierung durch Sanktionsaufhebungen. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 23./24.2013)