Als der Wirtschaftsprofessor Mario Monti im November 2011 das Regierungsamt von Silvio Berlusconi übernahm, bewahrte er wohl Italien vor dem fiskalpolitischen Absturz. Und für die meisten überraschend, schaffte er es auch, viel länger als erwartet zu regieren und ein halbwegs vertretbares Notfallprogramm im Parlament durchzusetzen.

Zu glauben, mit Monti sei die Ära Berlusconi endgültig vorbei, erwies sich aber als Trugschluss: Zuletzt gab der Cavaliere wieder ein kräftiges Lebenszeichen und lief im Wahlkampf zu altbekannter Hochform auf. Dass dabei so gut wie nie über seine Korruptions- und Sexskandale geredet wurde, kann er seinem Medienimperium danken, das perfekte Themenführerschaft bewies und von allem ablenkte, was Berlusconi unter Druck setzen könnte.

In deren eigenem Interesse ist den Italienern zu wünschen, auf Berlusconis Tricks - etwa die Ankündigung zur Rückerstattung der Immobiliensteuer - nicht weiter hereinzufallen und lieber eine Regierung zu wählen, die mit der Realität mehr anzufangen weiß als der Cavaliere. Sollte er die Mehrheit in einer oder in beiden Parlamentskammern erobern, würden die Märkte mit einem beispiellosen Zinsanstieg für italienische Staatspapiere reagieren. Das würde Europa massiv zusetzen - und natürlich auch Österreich. Schließlich ist die drittgrößte EU-Volkswirtschaft auch unser zweitwichtigster Handelspartner. (Gianluca Wallisch, DER STANDARD, 23./24.2.2013)