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Nascar-Pilotin Danica Patrick (30) sorgt nicht nur für sportliche Schlagzeilen.

Foto: Reuters/Skipper

Daytona - Im Qualifying raste Danica Patrick in ihrem 850-PS-starken, giftgrünen Chevy mit einem Durchschnittstempo von 316 km/h durch das 2, 5-Meilen-Oval in Daytona und war dabei so schnell unterwegs wie niemand seit 1990. Und um 33 Tausendstelsekunden schneller als ihr Markenkollege, der vierfache Nascar-Champion Jeff Gordon. "Ich kann immerhin sagen, dass ich der schnellste Kerl war", sprach Gordon. "Ich bin stolz und freue mich für das Team. Wir haben unsere Hausaufgaben im Winter gemacht, nicht hier in Daytona", kommentierte Patrick, die 30-Jährige aus Beloit, Wisconsin, die zuvor in zehn Nascar-Rennen über den 23. Startplatz nicht hinausgekommen war.

Die Kundigen trauen der 1,57 m hohen Patrick zwar nicht zu, in der Formel 1 konkurrenzfähig zu sein. Doch sollte sie am Sonntag die Daytona 500 gewinnen, würde das schon was hermachen bei den US-Benzinbrüdern und -schwestern. Mit der Pole beim "Great American Race" der Nascar-Serie sorgte Patrick zur Abwechslung auch sportlich wieder einmal für Schlagzeilen. Zwar schrieb sie 2008 in der Indy-Car-Serie als erste weibliche Siegerin bereits Rennsport-Geschichte, doch angesichts ihrer durchwachsenen sportlichen Leistungen war sie vor allem Popstar und Glamour-Girl, quasi die Anna Kurnikowa des Motorsports.

Patrick ziert Titelseiten von Magazinen, ist Dauergast in TV-Shows, hatte Gastauftritte bei CSI New York und den Simpsons. Ihre Scheidung nach sieben Jahren vom deutlich älteren Paul Hospenthal erregte ebenso Aufsehen wie die Bekanntgabe der Liaison mit Nascar-Konkurrent Ricky Stenhouse Jr. Anfang des Jahres. Wieder erfüllt Danica Patrick ein Klischee. Mit dem Cowboyhut tragenden Südstaatler aus Mississippi an ihrer Seite, der sie zum Bullenreiten mitnimmt und ihr eine funkelnde Gürtelschnalle geschenkt hat, passt sie wie die Faust aufs Auge in die Nascar-Welt.

Bikini-Nummer

Zuvor hatten zahlreiche Fotostrecken im Bikini ihr Image geprägt, auch wenn sie das eindimensionale Bild der "sexy Rennfahrerin" immer wieder kritisiert hatte. Sie schmückte die Titelseite von "Sports Ilustrated", doch der "Playboy" blitzte bei ihr mehrmals ab. Dafür sorgte ihr Rücken-Tattoo - eine US-Flagge, die in eine Zielflagge übergeht - für eine Diskussion, nachdem es auf einigen Bildern wegretuschiert worden war. Es herrsche ein völlig falsches Bild von ihr in der Öffentlichkeit, sagte Patrick einmal. "Von mir denken die Menschen immer das Schlimmste. Sie glauben, ich sei anstrengend, egozentrisch und eine Diva. Aber nichts davon stimmt." Inzwischen hat sich einiges geändert in ihrem Leben. "Die Menschen sagen, ich habe mich verändert. Vielleicht", sagte Patrick nach ihrer Fahrt auf die Pole-Position. "Früher habe ich gedacht, ich müsste es immer allen recht machen. Jetzt will ich nur noch ich selbst sein."

Dass die Danica-Mania durch diese neugewonnenen Einsichten in absehbarer Zeit abebben wird, ist nicht zu befürchten. Seit sie am 29. Mai 2005 bei den Indy 500 zwischenzeitlich in Führung lag und am Ende Vierte wurde, kennt der Hype keine Grenzen.

Immer wieder wurde sie auch mit der Formel 1 in Verbindung gebracht, aber außer dem traditionellen Wunsch von Bernie Ecclestone nach einer Frau in der Königsklasse und ein paar Testfahrten für Honda vor einigen Jahren kam dabei nicht viel heraus. "Man muss sich Danicas Ergebnisse in Straßenrennen anschauen. Das reicht nicht", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Auch der dreifache Weltmeister Niki Lauda glaubt nicht an einen Wechsel: "Man muss sagen, dass sie in den USA technisch nicht annähernd auf dem Niveau der Formel 1 sind. Das schlägt sich auch in den Fahrern nieder." (sid, bez, DER STANDARD, 23./24.02.2013)