Wien - Die Leichtathletik hat immer Saison, das Wetter tut nichts zur Sache. In Wien gibt es ja das wunderbare Dusika-Stadion, dort finden am Samstag (12 bis 17 Uhr) österreichische Meisterschaften statt. Blöd nur, dass die Leichtathleten sich das wunderbare Dusika-Stadion mit Bahnradfahrern und seit geraumer Zeit auch mit Turnern teilen müssen, die in Schönbrunn ausquartiert wurden, weil man dort mehr Parkmöglichkeiten gebraucht hat.

Der Ab- und Aufbau der Turngeräte führt vor und nach LA-Meetings stets dazu, dass die Leichtathleten einige Tage nicht im wunderbaren Dusika-Stadion trainieren können. Die Laufbahn im nicht minder wunderbaren Happel-Stadion ist insofern keine Ausweichmöglichkeit, als das wunderbare Happel-Stadion in viermonatiger Wintersperre verharrt. So gesehen ist es beinah ein Wunder, wenn heimische Leichtathleten in die Europaspitze vordringen. Sie müssen sich zu helfen wissen. Der Wiener Andreas Vojta (23), Österreichs hoffnungsvollster Läufer, wich zuletzt nach Stockholm aus, um beim XL-Galan-Meeting vor 10.000 Zusehern zu starten. Als 1000-Meter-Vierter lief Vojta Rekord (2:19,20), dabei ließ er auch zwei Weltklasseleute hinter sich, den Briten Michael Rimmer, der schon EM-Zweiter über 800 Meter war, sowie den US-Amerikaner Matt Centrowitz, seines Zeichens Olympia-Vierter über 1500 Meter.

Die Meisterschaften im wunderbaren Dusika-Stadion bestreitet Vojta im Vorüberlaufen, seit 2009 ist er über seine Paradestrecke, die 1500 Meter, bei Titelkämpfen unbesiegt. Wichtiger wird freilich eine Woche später die Hallen-EM in Göteborg. Österreich schickt ein Quintett zur EM, neben Vojta den 18-jährigen Nikolaus Franzmair (800 m), den 21-jährigen Lukas Weißhaidinger (Kugelstoß), den 22-jährigen Dominik Distelberger (Mehrkampf) und den 26-jährigen Andreas Rapatz (400 m). Man kann schon sagen, dass das Aufgebot recht männlich daherkommt. Das liegt daran, dass Beate Schrott, die Olympia-Achte im Hürdensprint, die EM der Vorbereitung auf die WM (Moskau, August) opfert. Außerdem daran, dass Ivona Dadic, die talentierte Mehrkämpferin, nach einer Verletzung noch rekonvaleszent ist. Und schließlich daran, dass der Speerwurf und der Marathonlauf, quasi Domänen heimischer Leichtathletinnen, in der Halle nicht stattzufinden pflegen.

Vojta hat im Laufe dieser Hallensaison konstant gute Leistungen gezeigt. " Aber das wirklich optimale Rennen war noch nicht dabei", sagt sein Trainer Wilhelm Lilge. Nicht wenige trauen Vojta heuer eine EM-Medaille zu, Lilge stapelt tief. "Das wäre eine Sensation." Ziel in Göteborg sei das Erreichen des Finales, und dieses Finale werde ein Rennen wie kaum ein anderes. Lilge: "Das eine Rennen im Jahr, in dem die Zeit völlig egal ist, da geht es nur um die Platzierung." Ein taktischer Lauf ist zu erwarten, vielleicht ein Lauf mit sehr niedrigem Anfangstempo, mit Sicherheit ein, wie Lilge sagt, "sehr körperliches Rennen". Bei den jüngsten Großevents wurde von vorn bis hinten gerangelt und gestoßen. Im Vorjahr, bei der Freiluft-EM in Helsinki, hatte Vojta eine Medaille vor Augen. "Dann ist er zum Handkuss oder eigentlich in Bauchlage gekommen", sagt Lilge. Und aus der Medaille wurde Rang zehn.

Am Montag lädt der Leichtathletikverband zur fast schon traditionellen Gala namens "Austrian Athletic Award", bei der Schrott und Vojta als Leichtathleten des Jahres geehrt werden. Die Gala wird im Spiegelsaal im Haus des Sports stattfinden, das wunderbare Dusika-Stadion war von vornherein keine Alternative. Außerdem werden dort die Turngeräte wieder aufgebaut. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 23./24.02.2013)