Wien - Die Grippewelle in Österreich hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Bis dato gab es allerdings keine detaillierte Untersuchung, wie viele Menschen in Österreich tatsächlich an den Folgen einer echten Grippe sterben. Unter der Leitung von  Theresia Popow-Kraupp vom Department für Virologie der Medizinischen Universität Wien, wurden nun für den Raum Wien Zahlen für die Pandemie 2009 im Vergleich zu den saisonalen Grippewellen in verschiedenen Altersgruppen erhoben.

Im Verlauf der jährlichen Grippewellen versterben im Raum Wien durchschnittlich 316 Personen an einer Influenza. "Auf Österreich hochgerechnet sind das durchschnittlich 1.300 Fälle pro Jahr," sagt Popow-Kraupp. Üblicherweise sind ältere Personen stärker von schweren Verlaufsformen der Grippe betroffen und daher die Hauptzielgruppe für die Influenzaimpfung.

Im Fall der Pandemie in der Saison 2009/2010 war das jedoch anders: "Das seit 2009 zirkulierende Influenza A H1N1-
Virus ist ein direkter Nachfahre des Pandemievirus von 1918, das relativ unverändert bis in die frühen 50-iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zirkulierte. Ältere Menschen hatten daher schon Kontakt mit diesem Virus und waren somit vor schwer verlaufenden Infektionen mit dem H1N1 2009 Virus großteils geschützt", so Popow-Kraupp.

Keine Alternative

Zum Vergleich: In der Altersgruppe der über 60-jährigen verstarben während saisonaler Influenza-Epidemien im Raum Wien durchschnittlich 275 Menschen an einer Influenza, während der Pandemie 199. Dagegen stieg die Zahl der Influenza assoziierten Todesfälle in der Altersgruppe der 25- bis 59- jährigen von durchschnittlich 35 im Verlauf saisonaler
Grippewellen auf 47 während der Pandemie.

"Das zeigt, dass nicht nur alte und kranke Menschen durch eine Influenzavirus Infektion gefährdet sind, sondern auch
Jüngere," sagt Popow-Kraupp und ergänzt: "Zur Zeit gibt es keine Alternative zur saisonalen Impfung".

In der angeführten Studie erfolgte die Bestimmung der Influenza assoziierten Todesfälle mit Hilfe eines mathematischen Modells, basierend auf den täglichen Todesfallzahlen der Statistik Austria der Jahre 1999 bis 2010. In diesem Modell wurden die Daten des österreichweiten Überwachungsnetzwerkes für Influenzaviren des Departments für Virologie, das als nationales Referenzlabor der WHO fungiert, sowie die Daten der Respiratory syncytial Virus (RSV)-Zirkulation berücksichtigt. 

RSV verfälscht Zahlen

RSV tritt sehr häufig gleichzeitig mit den Influenza-Viren in der kälteren Jahreszeit auf und verursacht unter anderem Influenza-artige Erkrankungen mit Todesfällen, vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern. Daher kann RSV die Berechnung der Influenza assoziierten Todesfälle verfälschen. Popow-Kraupp: "Die Berücksichtigung der RSV-Aktivität
ist deshalb für eine möglichst genaue Erhebung von Influenza bedingten Todesfällen absolut notwendig."

Laut Franz Xaver Heinz, Leiter des Departments für Virologie der MedUni Wien, ist die aktuelle Grippewelle von durchschnittlicher Intensität: "Wobei jedoch auffällt, dass anfangs der Großteil der Infektionen durch das Influenza A (H1N1) 2009 pdm Virus verursacht wurde und jetzt zunehmend Infektionen mit Influenza B Viren auftreten." (red, derStandard.at, 22.2.2013)