Die Parkinson-Forschung beschäftigt sich derzeit mit vielen grundlegenden Fragen, etwa: Kann die Krankheit durch Umweltgifte im Nervengeflecht des Darms entstehen? Steht Morbus Parkinson mit einer Ansammlung von Eisen im Gehirnpigment Neuromelanin in Verbindung?

Die Krankheitsverläufe sind so unterschiedlich, dass oft nur vom idiopathischen Parkinson-Syndrom – also mit nicht bekannter Ursache – gesprochen werden darf. Mit zunehmendem Wissen lassen sich eigenständige Krankheiten erkennen, die individuell behandelt werden, zum Beispiel die Lewy-Körperchen-Demenz. Mit solchen ebenso komplexen wie wegweisenden Themen beschäftigen sich rund 500 Experten auf dem 8. Deutschen Parkinson-Kongress vom 13. bis 15. März in Würzburg. Die wissenschaftliche Leitung haben Jens Volkmann und Manfred Gerlach, beide von der Universitätsmedizin in Würzburg.

"Noch beim ersten Deutschen Parkinson-Kongress im Jahr 1999, glaubten wir, dass wir die genetischen Ursachen der Krankheit bald aufgeklärt hätten. Heute werden Umweltfaktoren als Entstehungsfaktor wieder viel stärker in Betracht gezogen", so Manfred Gerlach.

Erkrankung nicht zu verhindern

Ärzte können heute durch die Untersuchung des Riechvermögens oder von Störungen des REM-Schlafes mit hoher Wahrscheinlichkeit die Krankheit vorhersagen, viele Jahre vor den ersten Symptomen – ihre Manifestation verhindern kann man indes nicht. Andererseits können mit individuellen Behandlungsansätzen – von Verhaltenstherapien wie dem Anti-Freezing-Training bis zum hochpräzisen neurochirurgischen Eingriff der Tiefen Hirnstimulation (THS) – gute Therapieerfolge erzielt werden.

Die große deutsch-französische Studie EARLYSTIM, die im Februar 2013 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigt, dass motorische Störungen und Lebensqualität von Parkinson-Patienten in einer frühen Krankheitsphase durch die Tiefe Hirnstimulation deutlich verbessert werden können.

Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Weltweit sind rund 4,1 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt – das entspricht knapp zwei Prozent der Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren. Studien gehen davon aus, dass sich wegen der alternden Bevölkerung und der mit der besseren Behandlung verbundenen, längeren Lebenszeit die Zahl der Patienten bis 2030 weltweit auf 8,7 Millionen verdoppelt. Die Patienten sind bei der Diagnose im Mittel 60 Jahre alt, bei fünf bis zehn Prozent der Patienten macht sich die Krankheit schon im Alter zwischen 20 und 40 Jahren bemerkbar. Männer sind circa 1,5 Mal häufiger betroffen als Frauen.

Hauptthemen des diesjährigen Kongresses sind neben der Parkinson-Krankheit auch andere neurologische Bewegungsstörungen, wie der Haltetremor (essentieller Tremor) oder Kleinhirnbewegungsstörungen. Mit der typischen Bewegungsverlangsamung und dem Zittern (Tremor) sind Parkinson-Patienten stark eingeschränkt und sofort als erkrankt erkennbar. Die Parkinson-Krankheit ist zwar chronisch, kann heute aber mit Medikamenten oder der Tiefen Hirnstimulation (THS) gut behandelt werden und ist nur mit einer geringen Einschränkung der Lebenserwartung verbunden. (red, derStandard.at, 22.2.2013)