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Polizei ermittelt.

Foto: REUTERS/Krishnendu Halder

Neu-Delhi - Nach den Anschlägen von Hyderabad gerät die indische Regierung zunehmend unter Druck. Wie sich am Freitag herausstellte, war die Polizei nach eigenen Angaben vor Anschlägen durch Islamisten in der zentralen Millionenmetropole gewarnt worden. Die Opposition warf der Regierung in Neu Delhi ein Versagen in der Sicherheitspolitik vor.

Indische Medien berichteten unter Berufung auf Geheimdienstkreise, dass die Art der selbst gebauten Sprengsätze auf eine mögliche Verbindung zur muslimischen Terrorgruppe Indian Mujahideen hindeuten könnte. Sie soll Kontakte zur pakistanischen Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba unterhalten, die von Indien unter anderem für die Terrorserie von Mumbai Ende 2008 verantwortlich gemacht wird.

Im vergangenen Jahr seien zwei Islamisten der Gruppierung verhört worden, die mögliche Attentatsziele in Neu Delhi, Mumbai, Hyderabad und Pune genannt hätten, sagte ein ranghoher Polizeibeamter der Nachrichtenagentur AFP. "Einer der angegebenen Orte war Dilsukh Nagar, der vergangene Nacht getroffen wurde." Die Polizei in Hyderabad sei darüber informiert gewesen.

Vorwürfe an Regierung

Die Vorsitzende der größten Oppositionspartei Bharatiya Janata, Sushma Swaraj, warf der Regierung vor, trotz der Hinweise auf einen möglichen Anschlag untätig geblieben zu sein. Der kommunistische Abgeordnete Basudev Acharya kritisierte, nach jedem Anschlag sei die Rede von einem Versagen der Geheimdienste.

Die indischen Geheimdienste wurden in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, nachdem es eine Reihe von Anschlägen gegeben hatte. Beim schwersten Anschlag durch bewaffnete Islamisten waren im November 2008 insgesamt 166 Menschen getötet worden. Zum Zeitpunkt des Anschlags vom Donnerstag waren die Behörden zudem in erhöhter Alarmbereitschaft, nachdem es nach der Hinrichtung eines der Hintermänner eines Anschlags auf das indische Parlament 2001 Proteste in der muslimisch geprägten Region Kaschmir gab.

Im belebten Viertel Dilsukh Nagar von Hyderabad waren am Donnerstag zwei auf Fahrrädern deponierte Bomben explodiert. Innenminister Shushil Kumar Shinde bezifferte die Zahl der Toten am Freitag auf 16. Weitere 117 Menschen seien verletzt worden. Schwer verletzt wurde ein 25-Jähriger, der bereits bei einem Anschlag 2007 ein Bein einbüßte, wie sein Vater örtlichen Medien sagte. Nach Ärzteangaben drohen dem Mann nun bleibende Schäden am Rückenmark.

Zu den Anschlägen bekannte sich bisher niemand. Die Bemühungen, die Hintermänner ausfindig zu machen, erlitten am Freitag einen Rückschlag, als die Ermittler entdeckten, dass die Kabel von Überwachungskameras in der Nähe des Anschlagsorts durchtrennt waren. Indiens Außenminister Ranjan Mathai schloss nicht aus, dass die Anschläge vom Ausland aus organisiert wurden. Erzfeind Pakistan erwähnte er dabei nicht direkt. Das Land wurde von Neu Delhi wiederholt für Anschläge verantwortlich gemacht.

Hyderabad ist eines von Indiens Zentren der Computer- und Softwareindustrie. Die Stadt hat eine starke muslimische Bevölkerung, in dem betroffenen Bezirk leben aber vor allem Hindus. In der Vergangenheit gab es immer wieder Konflikte zwischen verschiedenen Religionsgruppen.

Die Anschläge von Hyderabad wurden international verurteilt. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärte, er verurteile die "blinden Attentate auf das Schärfste". US-Außenminister John Kerry sprach den Bewohnern von Hyderabad sein Mitgefühl aus. Pakistan erklärte, "jegliche Terrorakte" seien "ungerechtfertigt, unabhängig von ihrer Motivation". (APA, 22.2.2013)