Wien/St. Pölten - Das Landeskriminalamt Niederösterreich hat eine internationale Schlepperbande zerschlagen. Wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Donnerstag bei einer Pressekonferenz bekannt gab, sollen die Verdächtigen seit 2003 mehr als 5.000 afghanische Asylwerber vom Iran über die Türkei nach Griechenland und dann weiter nach Mittel- und Nordeuropa gebracht und dafür insgesamt rund 50 Millionen Euro kassiert haben. Neun Personen sind bereits in Haft, nach drei weiteren wird gefahndet.

Auf Familien spezialisiert

Die Bande hatte sich vor allem auf Familien spezialisiert, die sie gegen eine Bezahlung von 8.000 bis 12.000 Euro ins Ausland geschleppt haben. Bis zu 15 Personen pro Woche wurden illegal über die Grenze gebracht. "Es war ein Millionengeschäft. In Istanbul mussten sie die erste Rate zahlen, in Athen die zweite und im Zielland wurde abgerechnet", so NÖ-Landespolizeidirektor Franz Prucher.

"Zentrale" in Griechenland

In Griechenland, wo der Ring seine "Zentrale" hatte, wurden die Betroffenen zusätzlich an Restaurantbesitzer "verliehen", wo sie als billige Arbeitskräfte schuften mussten. "Es ging darum, den größtmöglichen Profit zu erzielen", so die Innenministerin. Von Athen aus wurden die Geschleppten mit gefälschten Dokumenten auf drei unterschiedlichen Routen per Flugzeug, Fähre oder Fahrzeugen in die gewünschten Zielländer - darunter auch Österreich - gebracht.

Im Dezember 2011 kamen die Ermittler durch die Befragung von aufgegriffenen Migranten dem Haupttäter in Österreich auf die Spur und nahmen ihn schließlich fest. Danach wurden mehr und mehr mutmaßliche Mitglieder der Bande ausgeforscht. Insgesamt wurden neun Personen festgenommen, die letzten beiden im Dezember 2012. Sieben der Verdächtigen wurden bereits zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, zwei sind in Untersuchungshaft. Nach drei Verdächtigen wird noch gefahndet. "Wir wissen, wer sie sind", sagte Prucher.

Sonderkommission

Trotz des Erfolges bleibt die Schlepperkriminalität in Österreich ein großes Problem, sagte der Leiter der zentralen Schlepperbekämpfung des Bundeskriminalamtes (BKA), Oberst Gerald Tatzgern. Da diese Verbrechen extrem lukrativ für die Täter sind, drängen stets neue Banden nach, sobald eine Gruppe von der Polizei zerschlagen wird. "Es bilden sich sofort neue Strukturen", so Tatzgern.

Nicht zuletzt aus diesem Grund wurden mit 1. Jänner 2013 zwei Sonderkommissionen zur Bekämpfung der Schlepperei gegründet. Seit ihrer Installierung wurden Tatzgern zufolge 332 Einvernahmen, Hausdurchsuchungen und Nacherhebungen getätigt. "Wir müssen unsere Hintertüre schließen, damit die Vordertüre für Leute, die Hilfe brauchen, offen bleiben kann", unterstrich Mikl-Leitner. (APA, 21.2.2013)