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Rät seiner Partei zur Emotionalisierung, um die Werte nicht in den Details der Sachargumente untergehen zu lassen: Klubchef Karlheinz Kopf.

Foto: apa/Hochmuth

Wien - Vor einem Monat hat die Volksbefragung über die Wehrpflicht einen Erfolg der Argumente der ÖVP gebracht. Aber der erhoffte Schub in den Umfragedaten ist weitgehend ausgeblieben, räumt ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf im STANDARD-Gespräch ein. Er gibt auch zu, dass der Erfolg der Emotionalisierung zu verdanken war: "Man hat den Vorwurf erhoben, dass das eine oder andere Sachargument zu kurz gekommen ist. Das mag stimmen. Aber man muss emotionalisieren."

Das sei letztlich die Lehre für den kommenden Wahlkampf: "Die ÖVP neigt ohnehin dazu, in den Details der Sachargumente zu ertrinken." Daher müssten die Werte der Partei betont und emotionalisiert werden - in der Wirtschafts- und Finanzpolitik sei das wohl schwieriger als in der Familienpolitik: "Wir wollen eine Stärkung der Familie im zeitgemäßen Sinne. Auch wenn man dem Idealbild von Vater-Mutter-Kindern den Vorrang gibt, so muss man sehen, dass Familie überall dort ist, wo wechselseitig Verantwortung füreinander übernommen wird."

Jedenfalls werde man die Wertfragen nicht anderen Parteien überlassen, schon gar nicht dem Team Stronach: "Ich gehe nicht davon aus, dass es ihm gelingt, seine Schlagworte mit Inhalten zu füllen."

Und was will die ÖVP erreichen? Kopf ist vorsichtig bei der Definition von Wahlzielen - aus jetziger Sicht sei weder auszuschließen, dass die ÖVP in Opposition geht noch dass sie Erster werde. Wobei auch die Rolle des Ersten keine Regierungsrolle garantiert: "Die SPÖ hat das von 2000 bis 2006 erlebt - und sie ist zurückgekommen."

Kopf würde Opposition "konstruktiv" anlegen

Kann denn die ÖVP überhaupt die Oppositionsrolle ausfüllen - wie in den Jahren 1970 bis 1987? Kopf: "Wir können Politik - es gibt mehrere Rollen in der Politik. Opposition ist natürlich nicht das Ziel, und wenn einem die Oppositionsrolle zufällt, kann man sie auch mehr oder weniger konstruktiv anlegen."

Man könne nicht davon ausgehen, dass die ÖVP jeder beliebigen Koalition angehören würde, sagt Kopf. Ob das Verteidigungsressort ein Wunschressort wäre? Kopf lacht, antwortet scherzend: Am liebsten hätte die ÖVP alle Ressorts, aber das werde sich wohl nicht ausgehen. Im Verteidigungsbereich müsse es aber spätestens zu den Einrückungsterminen im Herbst spürbare Verbesserungen für die Rekruten geben. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 21.2.2013)