Der Telekom-Lobbyist Peter Hochegger kam heute als Zeuge im Telekom-Prozess um eine Kursmanipulation 2004 deutlich ins Schwimmen. Eine schlüssige Erklärung, warum er rund 500.000 Euro aus einem Telekom-Auftrag über Mittelsmänner an den angeklagten Broker Johann Wanovits weitergab, konnte er Staatsanwalt Hannes Wandl nicht liefern. Hochegger bestand darauf, dass seine Leistung für den 1,5-Mio.-Euro-Auftrag, aus dem die halbe Million stammte, eine Projektanbahnung zur Marktbereinigung gewesen sei - worüber es aber keine Unterlagen gibt.

Geheimhaltung

Hochegger begründete dies mit Geheimhaltung, woraufhin der Vertreter der Telekom Austria wissen wollte, was er denn vor dem Vorstand geheim halten wollte. Dies ließ Hochegger am heutigen fünften Verhandlungstag im Wiener Straflandesgericht unbeantwortet.

Zum Erstaunen der Anwesenden schilderte Hochegger die Details der Bargeldtransaktionen im Jahr 2004 mitten in Wien: Über den Stephansplatz habe er 250.000 Euro in bar, verschweißt in Geldscheinpaketen, getragen, "mit einem mulmigen Gefühl". Angst hatte er aber vor Räubern, nicht dass er selber etwas Unrechtes tue. Das Geld sei in seiner Wohnung vom angeklagten Ex-Telekom-Mitarbeiter Josef Trimmel und dem mutmaßlichen Kronzeugen Gernot Schieszler übernommen worden. Dass diese die Summen an Wanovits weiterreichten, wusste er damals nicht, beteuerte Hochegger. Ihm gegenüber habe Schieszler von einer "Prämie" bei einer Osteuropa-Akquisition gesprochen. "Peter, die Telekom braucht deine Hilfe", habe ihm Schieszler damals mitgeteilt.

"Aufträge"

Ein zweites Mal wurde Hochegger von der Telekom vier Jahre später, 2008, in der Affäre eingeschaltet. Mit einer neuen "Bitte" sei Schieszler an ihn herangetreten, es seien "Aufträge" für Wanovits ausständig. Daraufhin verschaffte Hochegger über seine Firmen dem Broker 390.000 Euro. Als Gegenleistung sollen von Wanovits Studien über Windkraft, Dubai und Schweizer Franken erstellt worden sein - diese Studien wurden aber nicht einmal übergeben. Ein Nutzen für Hochegger bzw. für die Telekom, der die Kosten verrechnet wurden, wurde heute im Gerichtssaal keiner ersichtlich.

Auf Nachfragen zu seinen Darstellungen kam Hochegger heute gehörig ins Schwitzen. Insbesondere hielt ihm der Staatsanwalt seine gegensätzlichen Aussagen aus dem parlamentarischen Korruptions-U-Ausschuss vor. Damals wie heute sagte Hochegger unter Wahrheitspflicht aus - Widersprüche könnten als falsche Beweisaussage gewertet werden und wären daher strafbar.

Wissen

Der Lobbyist sagte aus, dass ihm 2004 der damalige Telekom-Prokurist extra noch versichert habe, dass der ganze Vorstand Bescheid wisse. Direkte Gespräche mit dem angeklagten Ex-Finanzvorstand Stefano Colombo oder mit Ex-Generaldirektor Heinz Sundt habe er aber nie darüber geführt. Colombo und Sundt beteuern ja, sie hätten von der Kursmanipulation nichts gewusst. Unterzeichnet wurde der 1,5-Mio.-Euro-Auftrag für Hochegger nur vom nun Hauptangeklagten Rudolf Fischer und vom erkrankten und daher nicht angeklagten Ex-Prokuristen.

Hochegger betonte, dass er selbst schon einen hohen Preis in der Causa bezahlt habe. Er hätte all seine Firmen verloren. "Mir ist der Blödsinn auf den Kopf gefallen, heute würde ich das nicht mehr tun".

Der erste Zeuge, Ex-Investor-Relations-Leiter Hans Fruhmann, trug wenig zur Aufklärung bei, obwohl er von der Verteidigung von Sundt nominiert worden war. Der dritte Zeuge, Hocheggers früherer Partner, erschien nicht. Er wird nun auf Anweisung von Richter Michael Tolstiuk für morgen Donnerstag polizeilich geladen.

Weiters sind für morgen drei Zeugen der Finanzmarktaufsicht (FMA) geladen. Der Sachverständige soll das Gutachten erörtern. Am Freitag könnte das Urteil fallen. (APA, 20.02.2013)