Ein ergrauter Köter von Ronald Kodritsch (2011).

Foto: Artepari

Graz - Es seien die schlechtesten Gemälde, die er je gesehen habe, schimpfte Ronald Kodritschs Tutor 1995 am Londoner Chelsea College über dessen damals begonnene Serie der Bikinimädchen. Heute würde der Bad Painter (geb. 1970 in Leoben) diesem vermutlich empfehlen, doch einfach einmal Urlaub vom Hirn zu machen.

Diese Ferienempfehlung gibt Kodritsch auch in seiner neuesten Ausstellung: Urlaub vom Hirn heißt die retrospektiv angelegte Schau in der Grazer Galerie Artepari, die man mit rund 30 Arbeiten als Appetithäppchen zum kürzlich bei Kerber erschienen OEuvre-Katalog (€ 29,90) bezeichnen darf. Den unverhohlen die Schöße und ihre spärlich verhüllten Büsche heranzoomenden Bikinimädchen (zwischen 1996 und 2001 entstandene Bilder) ist dabei ein großer Gustohappen gewidmet. Aber frech ist Kodritschs Intimbeschau nur an ihrer rudimentär gepinselten, also bösen Oberfläche. Jenseits des zum Credo erhobenen schlechten Geschmacks sind die in Malerei übersetzten Pin-ups vielmehr eine Gruppe Widerständiger: Ladys, die dem Kult der getrimmten Landing-Strips mit Wildwuchs jenseits karger Textilflächen begegnen.

Das ist Kodritsch. Lacht man unverhohlen über eines seiner schelmischen Bilder, blickt der Künstler einem ernst ins Gesicht. Er ist ein Meister der Verunsicherung, der das Kippen von Stimmungen real wie in den von ihm bedienten Medien Malerei, Fotografie, Skulptur, Performance und Film beherrscht. Kodritschs flachgewalzte Tonkatzen (Cobra GT - Elf Muschivariationen), jene vom Moped überrollten Katzenkadaver - von denen er bei Artepari auch eine präsentiert -, führen sein geniales Spiel eindrücklich vor.

Urlaub vom Hirn kann man auch als Aufruf zu mehr Intuition und Instinkt verstehen oder aber als gefährlichen Luxus in einer Gesellschaft, die auch dort lieber herumdummt, wo Denken angebracht wäre. Oder aber man sieht es als ironischen Kommentar zu jener Zwangsdenkpause, die den erregten Mann ereilt. Zu Kodritschs Phalli-Bildern würde das passen.   (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 21.2.2013)