Die Nachricht vom Tod ihres Sohnes entdeckte Anna Lamb-Creasy erst mit dreiwöchiger Verzögerung.

Foto: Clayton County Police Department

Unter diesem Reiter (siehe Pfeil) war die Botschaft versteckt.

Screenshot: derStandard.at

Erst Wochen, nachdem die Polizei ihren dreißigjährigen Sohn tot aufgefunden hatte, erfuhr die in Georgia wohnende Anna Lamb-Creasey von seinem Ableben. Der Grund: Die Exekutive von Clayton County hatte sie über den tragischen Vorfall über einen inoffiziellen Account auf Facebook informiert. Das berichtet The Verge.

Von anonymen Nutzerkonto versandt

Die Nachricht vom scheinbar anonymen Konto wurde von Facebook entsprechend in ihrer Benachrichtigungsleiste einsortiert und landete in der virtuellen Schublade für Botschaften von nicht befreundeten Personen. Erst nachdem ihre Tochter sie nach drei Wochen entdeckt und beantwortet hatte, erfolgte eine Mitteilung auf konventionellem Wege.

Lamb-Creasey ist nun erzürnt darüber, dass die Polizei diesen seltsamen Weg gewählt hat, um sie zu informieren. Die Nachricht war vom Privataccount eines Angestellten der Behörde verschickt worden, der auf Facebook unter dem Namen "Misty Hancock" angemeldet war. An der Echtheit des Kontos war unter anderem deswegen zu zweifeln, weil er als Profilbild ein Foto des aus Atlanta stammenden Rappers "T.I." nutzte. Facebook verpflichtet seine User an und für sich zur Verwendung von ihren realem Namen und echtem Foto.

Nachrichten von Unbekannten landen unter "Sonstige"

Bei der Polizei war man sich auch offenbar nicht bewusst, dass das Social Network bereits 2010 seinen Umgang mit Nachrichten von "Fremden" an andere User geändert hatte. Seit drei Jahren landen diese in der Nachrichtenübersicht des Empfängers nicht mehr im Posteingang, sondern unter dem Reiter "Sonstige". Ist man mit einer Person nicht befreundet, kann man Nachrichten nur noch direkt in die Inbox schicken lassen, wenn man im Rahmen eines laufenden Testprogramms dafür einen Dollar zahlt.

Anna Lamb-Creasys Sohn, Rickie Lamb, war am 24. Januar das letzte Mal gesehen wprden. Es stellte sich heraus, dass er beim Überqueren einer Straße von einem Auto erfasst worden war. Seine Mutter verbrachte die folgenden Woche mit der Suche nach ihm und hinterließ dabei auch verzweifelte Nachrichten auf seiner Facebook-Timeline.

"Sie haben mir gesagt, sie haben alles getan, was sie konnten", sagte Lamb-Creasy dem Atlanta Journal-Constitution. "Wenn sie einen Verbrecher aufspüren können, schaffen sie es nicht, mich zu finden? Sie hätten es besser machen können." Zumindest hätte man sie wenigstens über einen offiziellen Facebook-Account der Polizei kontaktieren können, statt über ein anonymes und nicht zuordenbares Profil.

Das Polizeidepartment bestreitet die Anschuldigungen und behauptet seinerseits, mehrfach versucht zu haben, die Familie auf üblichem Wege zu kontaktieren. Man ermittelt nun intern, wieso ihr die Botschaft auf Facebook über das Konto von "Misty Hancock" zugestellt wurde. (gpi, derStandard.at, 20.02.2013)