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Ein Mann plakatiert die Titelseite einer Zeitung zum Fall Pistorius: "Oscars Sicht der Geschichte".

Foto: REUTERS/Mike Hutchings

Pretoria - Im Mordfall Reeva Steenkamp hat die Anklage dem tatverdächtigen Sprintstar Oscar Pistorius widersprochen, er habe seine Freundin aus Versehen erschossen. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch vor einem Gericht in Pretoria erklärte, hatte ein Zeuge in der Tatnacht einen heftigen Streit zwischen dem 26-Jährigen und dem Fotomodell Steenkamp gehört, danach seien Schüsse gefallen.

Staatsanwalt Gerrie Nel sagte, der Zeuge habe zwischen 2 und 3 Uhr das Paar gehört, wie es sich "ununterbrochen" stritt. Der Ermittler Hilton Botha sagte vor Gericht aus, der Zeuge habe Schüsse gehört. Daraufhin sei er auf seinen Balkon getreten und habe gesehen, dass in Pistorius' Haus Licht brannte. "Dann hörte er eine Frau zwei- oder dreimal schreien, dann weitere Schüsse."

Pistorius bleibt bei seiner Version

Laut Anklage war Steenkamp zum Zeitpunkt ihres Todes bekleidet. Der Angeklagte habe "aus einer Entfernung von eineinhalb Metern vorsätzlich in Richtung der Toilette geschossen", sagte Nel. Dem Ermittler Botha zufolge wusste Pistorius, dass seine Freundin im Badezimmer war. Das Bad ist nur vom Schlafzimmer aus zugänglich, wie aus einem auf Twitter geposteten Grundrissplan ersichtlich ist:

#OscarPistorius Picture of floor plans as displayed in court - twitter.com/alexeliseev/st…

— Mandy Wiener (@MandyWiener) 20. Februar 2013

Pistorius hatte am Vortag in einer eidesstattlichen Erklärung beteuert, er habe seine Freundin am Valentinstag versehentlich erschossen, weil er sie für einen Einbrecher gehalten habe. Der Abend sei gut verlaufen, sie seien beide nach 22 Uhr eingeschlafen, hatte Pistorius angegeben.

Die Polizei fand laut Botha in dem Haus auch Testosteron und Spritzen. Das Sexualhormon steht auf der Liste der Substanzen, die vom Internationalen Olympischen Komitee verboten sind. Dagegen erklärte ein Verteidiger von Pistorius, Testosteron sei ein "pflanzliches Heilmittel", das Pistorius nehmen dürfe und genommen habe.

Munition gefunden

Botha kündigte auch an, dass die Anklage um illegalen Munitionsbesitz erweitert werde. Bei Pistorius sei Munition für das Revolverkaliber .38 gefunden worden, für das der Sportler keine Lizenz habe.

Das Gericht will am Mittwoch über eine Freilassung auf Kaution entscheiden. Die Staatsanwaltschaft hatte Pistorius' Gesuch bereits zum Auftakt der zweitägigen Verhandlung am Dienstag abgelehnt. Das Drama um den 26-Jährigen, der mit spektakulären Sprints auf Beinprothesen weltweit zum Star wurde, sorgt seit Tagen weltweit für Aufsehen. (APA, 20.2.2013)