Nikosia/Istanbul – Nach dem krisengeschüttelten Griechenland steuert auch das kleine Zypern auf einen Machtwechsel zu den Konservativen und einer Regierung der "nationalen Einheit" zu. Nikos Anastasiades setzte sich bei den Präsidentenwahlen am vergangenen Sonntag mit 45 Prozent der Stimmen wie erwartet weit in Führung. Sein Sieg in der Stichwahl am kommenden Sonntag gilt als sicher.

Anastasiades hat ähnlich wie Antonis Samaras in Athen eine parteiübergreifende Regierung zur Bewältigung der Finanzkrise versprochen. Samaras war nach den Wahlen im Sommer 2012 Premier geworden und hat seither die Spekulationen um einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone weitgehend beenden können. Auf Zypern führt der Präsident gleichzeitig die Regierung. Anastasiades, Chef der konservativen Demokratischen Sammlung (Disy), hatte sich bereits im Vorfeld auf eine Koalition mit der liberalen Demokratischen Partei (Diko) verständigt.

Zusammen haben beide Parteien im Parlament von Nikosia eine solide Mehrheit. Die Konservativen erneuerten am Wahlabend aber auch ihr Angebot an die bisher regierende kommunistische Fortschrittspartei (Akel), in das neue Kabinett nach einem Sieg von Anastasiades einzutreten.

Anders als in Griechenland unterstützen alle maßgeblichen Parteien den Sparkurs. Zypern will rasch mit EU, EZB und IWF Vereinbarungen über einen Rettungskredit von 17,5 Milliarden Euro unterschreiben.

Dem 66-jährigen Anastasiades werde mehr als seinen Gegnern zugetraut, diese Kreditvereinbarungen auszuhandeln und umzusetzen, sagte der zypriotische Politologe Christophoros Christophorou zum Standard. Die Zyprioten setzten auch Vertrauen in die guten Beziehungen, die Anastasiades zu anderen konservativen Regierungschefs in der EU unterhalte. In der Stichwahl steht er Ex-Gesundheitsminister Stavros Malas von der Akel gegenüber, der in der ersten Runde auf 27 Prozent kam. (Markus Bernath/DER STANDARD, 19.2.2013)