Linz - "Steinbruch-Verwertungs G.m.b.H., Betrieb Schlier" war zwischen 1943 und 1945 der Tarnname für das, was in den beschlagnahmten Kellern der Brauerei Zipf in Oberösterreich geschah. Sie wurden in diesen Jahren von den Nazis zu einem Raketenrüstungsbetrieb umgebaut, in dem unter den widrigsten Bedingungen Häftlinge und Ingenieure die Grundlagen für die heutige Weltraumfahrt schufen. Gegenwärtig liegt dort, begraben unter dem Firmengelände, der weltweit einzig erhaltene Triebwerksprüfstand aus dieser Zeit. Bisher ist er nur einmal jährlich für die Öffentlichkeit zugänglich - das könnte sich bald ändern.

Vor mehr als fünf Jahren hat sich eine Arbeitsgemeinschaft zusammengefunden, die am Erhalt, der wissenschaftlichen Aufarbeitung und eben der Zugänglichkeit interessiert ist. "Es läuft viel besser als gedacht. Am Anfang haben wir nicht einmal damit gerechnet, dass daraus ein dauerhaftes Projekt werden könnte", erzählt Hannes Koch von der sogenannten "Arge Schlier". Er und seine Kollegen leiten seit dem Jahr 2008 die Führungen durch die Bunker.

Konzept und Kosten

Nun hat sich eine neue Option aufgetan: In Verhandlungen hat die Brauerei Zipf, die das Zipfer-Bier herstellt, der Arge die Räumlichkeiten zum Kauf angeboten. "Wir sind nun dabei ein Konzept zu erstellen und Kosten zu berechnen", sagt Koch. Dass die Arbeitsgemeinschaft das Geld nicht alleine aufstellen kann, steht jedoch fest. Vonseiten des Landes Oberösterreich heißt es, dass die Errichtung einer Gedenkstätte gerne unterstützt wird, ein Kauf sei aber nur durch den Bund möglich.

Insgesamt kamen mindestens 267 Häftlinge in Redl-Zipf, einem Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen, ums Leben. Neben den Arbeitern und SS-Bewachern wurden dort Wissenschaftler und eine Wehrmachtseinheit untergebracht - die Zahl überstieg weit die der angrenzenden Einwohner. Getestet wurde dort die "Vergeltungswaffe 2" oder kurz "V2", die Adolf Hitler nach den Verlusten in Stalingrad "mit allem Nachdruck" fördern wollte.

Auf den Zeitpunkt, wann die Prüfung abgeschlossen sein wird, will sich Koch noch nicht festlegen. Er werde dann aber auf staatliche Hilfe zurückgreifen. Denn: "Ein historisches Kulturprojekt wie dieses sollte von öffentlicher Hand getragen werden." (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 19.2.2013)