Linz - Die Belegschaft der oberösterreichischen Ordensspitäler rief am Montag "Kampfmaßnahmen" aus: Nachdem die Geschäftsführung die Mitarbeiter im vierten Jahr in Folge "abspeist", fordern die Personalvertreter nun "zumindest" eine Abgeltung der inflationsbedingten Teuerung. Am Mittwoch wird deshalb in allen oberösterreichischen Ordensspitälern über mehrere Stunden gestreikt werden - für Patienten soll es aber höchstens zu längeren Wartezeiten kommen.

Vonseiten der Geschäftsführung wird auf das Land verwiesen: "Wir können nur weitergeben, wozu wir ermächtigt wurden", sagt Sprecherin Doris Nentwich. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) will die Streiks abwenden und reagierte mit der Zusicherung einer Arbeitsgruppe, die " gerechte Lösungen" finden soll.

Die derzeitige Debatte um das Gesundheitssystem in Oberösterreich bekommt somit eine weitere Facette. Seit Wochen wird über Ärztemangel und den Aufbau einer Medizin-Fakultät in Linz diskutiert. Vom Kanzler über mehrere Minister haben sich inzwischen einige Spitzenpolitiker für die weitere Ausbildungsstätte für Mediziner ausgesprochen - ausgenommen der letztlich zuständige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle.

Auch die beiden Gesundheitssprecher von SPÖ und ÖVP befürworten grundsätzlich die Medizin-Fakultät in Linz. Sabine Oberhauser (SPÖ) warnt im STANDARD-Gespräch jedoch vor einem Schnellschuss. Argumentiert wird die Fakultät mit einem drohenden Ärztemangel - "so dramatisch ist es aber nicht", sagt dazu Oberhauser. Es würden vor allem Fachkräfte in speziellen Bereichen wie der Kinderpsychiatrie fehlen. Deshalb brauche es vor dem Aufbau einer vierten Ausbildungsstätte eine " ressortübergreifende medizinische Personalplanung für das ganze Land".

Einig sind sich Oberhauser und ihr ÖVP-Korrelat Erwin Rasinger, dass die "Völkerwanderung" der Ärzte zukünftig verhindert werden muss. Viele in Österreich ausgebildete Mediziner würden derzeit nach Deutschland und ins EU-Ausland abwandern. Deshalb müssten Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen verbessert werden - vor allem auch am Land. "Die Kosten dürfen in all den Fragen nicht im Vordergrund stehen, denn sie sind verschwindend im Vergleich zu Folgekosten, wenn die medizinische Versorgung zusammenbricht", sagt Rasinger.

Die Befürworter einer Linzer Medizin-Fakultät haben in den Oberösterreichischen Nachrichten auch einen aktiven medialen Partner gefunden. Die Tageszeitung startete die Initiative "Ärzte für Oberösterreich", hinter der auch "alle Landesparteien, deren Parteichefs, sowie Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Franz Dobusch" stünden. (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 19.2.2013)