Der "Zahlungshinweis" von Jonen.

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Ein bemerkenswerter Fall von Selbstjustiz dreht im Internet seine Runden. Die Fitnessstudio-Kette Fitness SF soll den Webdesigner Frank Jonen mit einem Redesign seiner Website beauftragt, aber anschließend nicht bezahlt haben. Als Zahlungserinnerung hat dieser nun kurzerhand besagten Webauftritt defaced.

FitnessSF hat es vorgezogen, unsere Rechnungen zu ignorieren"

Anstelle der eigentlichen Homepage und der großen Anmeldemaske für kostenloses Probetraining erschien ein seitenfüllender Hinweis von Jonen am Bildschirm.

"Lieber Fitness SF-Kunde, Fitness SF hat es vorgezogen, unsere Rechnungen zu ignorieren, statt zu bezahlen. Als Konsequenz dessen ist diese Website nicht mehr funktionstüchtig", so die Einleitung. Er schreibt, dass die Kette zwar versucht habe, das Werk seiner Firma unkenntlich zu machen, viele Teile – unter anderem das CSS des Grunddesigns – aber immer noch illegalerweise verwendet würden.

Kein Einzelfall

"Normalerweise ist es für niemanden eine Frage, seine Rechnung zu begleichen. Es ist einfach eine moralische Verpflichtung", so der Text weiter. "Traurigerweise mussten wir erfahren, für was Fitness SF steht, sonst würden Sie dies nicht lesen." Er vermutet, dass Fitness SF als das größere und finanziell wohl potentere Unternehmen die Sache einfach aussitzen will. Jonens Angaben zufolge arbeitete er bis Mitte Dezember 2012 an dem Auftrag, der sich auch durch Änderungen der Kundenwünsche in die Länge zog.

Er sieht sich dabei auch als Sprecher für zahlreiche andere freie Dienstnehmer und Kleinunternehmen, die sich tagtäglich mit großen Firmen um ihr Geld streiten müssen. Fälle wie seiner sind demnach auch im Film- und Special-Effects-Business keine Seltenheit.

Betreiber kontern mit Tiefschlag

Die Homepage des Fitnesscenter-Betreibers ist mittlerweile wiederhergestellt. Die Besitzer des Unternehmens, die Jackovics-Familie, versucht ihrerseits, sich gegen die Anschuldigungen zur Wehr zu setzen.

Laut Zennie62 soll Jonen 5.000 Dollar im Voraus erhalten, die Seite aber nie fertiggestellt haben. Dafür wurde dann angeblich ein anderes Unternehmen beauftragt. Jonen soll versucht haben, Geld zu erpressen, weswegen man das FBI kontaktiert habe. Gleichzeitig halten sie fest, dass Jonen noch bei seiner Mutter wohnen würde – was nicht wirklich in Zusammenhang mit dem Fall steht.

Im auf Tumblr abrufbaren Text fehlt dieser Tiefschlag. Man bezichtigt Jonen, entgegen seiner Angabe, zehn Wochen für die Arbeit zu benötigen, mehrere Deadlines versäumt zu haben. Darunter auch den Marken-Launch im September. Im Dezember soll er das Projekt freiwillig an die neue Partnerfirma abgegeben haben.

Vorfall nagt an Reputation von Fitness SF

Das Defacement führte schnell zum Beginn eines Shitstorms, auf den die Betreiber mit der Schließung der Facebook-Auftritte aller drei Fitnessstudios (Oakland, Marin und San Francisco) reagierten. Die bösen Kommentare verlagerten sich auf Bewertungsplattformen wie Yelp, auf die Fitness SF keinen direkten Einfluss hat. Gleichzeitig griffen auch Medien wie ABC News oder die Huffington Post den Fall auf.

Der WebStandard hat Frank Jonen und Fitness SF um eine Stellungnahme zur aktuellen Lage ersucht, die bei Vorliegen nachgetragen wird. (red, derStandard.at, 18.02.2013)