Bild nicht mehr verfügbar.

Widrige Arbeitsbedingungen veranlassen viele Esten, ihrem Land den Rücken zu kehren.

Foto: Reuters/François Lenoir

Riga - Über ein Drittel (37 Prozent) der Esten haben im letzten halben Jahr erwogen, ihrer Heimat den Rücken zu kehren. Das ergab eine in der Tageszeitung Eesti Päevaleht veröffentlichte Studie. Als häufigstes Motiv gaben die Befragten bessere Arbeitsbedingungen und Löhne an. Als bemerkenswert bezeichneten die Umfrage-Experten, dass diese Antwort weitgehend einkommensunabhängig verteilt war.

Estland wurde bisher von einer massiven Auswanderungswelle wie in Lettland und Litauen verschont. Während die Volkszählungen des vorvergangenen Jahres in den beiden südlicheren Baltenrepubliken "Löcher" von jeweils rund 200.000 Einwohnern ermittelten, war die Auswanderung aus Estland in den letzten zehn Jahren deutlich geringer. Als möglichen Grund sahen die Statistiker die durch die unmittelbare Nähe zum finnischen Arbeitsmarkt günstigere geografische Lage.

In Lettland warnte indes Staatspräsident Andris Berzins vor ungebrochener Auswanderung aus seinem Land. Berzins sagte in einem Radiointerview, der Großteil der Bevölkerung merke keine Besserung ihrer wirtschaftlichen Situation, obwohl die makroökonomischen Indikatoren des Landes infolge der Sparpolitik der Regierung nach der Krise vor vier Jahren wieder in Ordnung seien.

Berzins meinte nach seinem Besuch in Irland von vergangener Woche, es sei praktisch unmöglich, die dorthin ebenfalls vorwiegend wegen besserer Einkommens- und Karriereaussichten ausgewanderten Landsleute dem Versprechen von Arbeitsplätzen in die Heimat zurückzulocken. Weder die gezahlten Löhne noch das Sozialsystem Lettlands seien mit den entsprechenden Rahmenbedingungen in Irland vergleichbar. (APA, 18.2.2013)