Naturgemäß gab es Befürchtungen, dass die Ski-WM in Schladming dazu benützt wird, dem spezifisch interessierten Teil der Welt zu zeigen, wie man Chauvinismus in den Alpen zelebriert. Die insgesamt rund 300.000 Zuschauer jedoch, die den spektakulären Rahmen bildeten bei den elf Bewerben auf der Planai, boten eine andere, sehr gute Vorstellung.

Schon wurde besonders laut getrötet und gebrüllt und heftig gewachelt, wenn die Unsrigen die Piste schmückten, und es wurde leiser, wenn jene aus dem Rest der Welt sportelten. Aber der Respekt, den das Publikum den mehrheitlich ausländischen Siegern zollte, ist bemerkenswert. Der dreifache Weltmeister Ted Ligety aus den USA oder Abfahrtschampion Aksel Lund Svindal aus Norwegen wurden abgefeiert wie sonst nirgends in der Welt, und dafür bedankten sie sich herzlich. Die tragende Rolle, die Ligety in Österreich spielte, wird er anlässlich der nächsten WM in Vail/Beavercreek, Colorado, in den USA ganz sicher nicht spielen.

Auch beim bisher größten sommersportlichen Event in Österreich, der Europameisterschaft im Fußball 2008, die punkto internationaler TV-Reichweiten die Ski-WM um Längen schlug, hatte der Chauvinismus keine Chance, was freilich auch damit zusammenhing, dass die einheimischen Kicker keine Chance hatten. Abgesehen davon war Österreichs Skifahrt global gesehen auch schon besser unterwegs als in Schladming, wo sie zuließ, dass die Medaillen unter zehn Nationen verteilt wurden.

Grotesk muten die Erklärungen an, die Peter Schröcksnadel, Präsident des veranstaltenden Österreichischen Skiverbandes, zur Kritik an der Eröffnungsfeier abgegeben hat. Er verteidigte das mit österreichischen Klischees wie Lipizzanern oder Schuhplattlern oder tollen Skifahrern gespickte Spektakel damit, dass es darum gehe, Österreich potenziellen Urlaubern auf der ganzen Welt schmackhaft zu machen. Die Einzigen, die das gesehen haben, waren die Sportler und Funktionäre aus 68 Nationen, die sich kleinenteils mehr und größtenteils weniger chancenreich um die Medaillen bewerben sollten, und die ORF-Konsumenten. Ob die WM, die ohne grobe Probleme ablief und also durchaus gelungen ist, dem ÖSV wie erhofft einen Gewinn bescheren wird, wollte Schröcksnadel nicht beantworten. Ob die Millionen, die von der öffentlichen Hand in die Infrastruktur gesteckt wurden, sich umwegmäßig rechnen werden, ist nicht zu beantworten. Naturgemäß gibt es diesbezüglich Befürchtungen.

Wie nahezu alle Großveranstaltungen in Zeiten des Klimawandels warb auch Schladming damit, umweltschonende Skispiele abliefern zu wollen. Es gab zwar redliche Bemühungen im Detail, doch eine Veranstaltung dieser Größe kann gar nicht klimaneutral ausfallen, auch wenn einer der hunderten Busse, die für das gelungene Transportsystem sorgten, emissionsfrei unterwegs war.

Selbst die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi, denen die weltgrößte Baustelle zu verdanken ist, sollen der Natur wahnsinnig gut tun. Das erinnert an die Werbung einer Mineralölfirma, die behauptet hat, dass ihr neuer Sprit noch freundlicher zur Umwelt sei. Es ist davon auszugehen, dass die erste Ski-WM, die anno 1931 in Mürren gegeben wurde, in Ermangelung von Pistenraupen und Schneekanonen grüner ausgefallen ist als die 42., die am Sonntag in Schladming zu Ende ging. (Benno Zelsacher, DER STANDARD 18.02.2013)