Bild nicht mehr verfügbar.

Archivbild aus dem Jahr 2005: Kardinäle machen sich auf Weg zum Konklave, bei dem schließlich Josef Ratzinger zum neuen Papst gewählt wird.

Foto: AP

Vatikanstadt/Wien - Die Wahl eines neuen Papstes könnte früher beginnen als angenommen. Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte am Samstag, es werde derzeit geprüft, ob die Kirchenvorschriften angesichts der besonderen Umstände des Rücktritts von Papst Benedikt XVI. einen früheren Termin zuließen als den zunächst angekündigten 15. März.

Die Regeln des Vatikans, ,die Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. 1996 in der apostolischen Verfassung "Universi dominici gregis" festgelegt hatte, schreiben eigentlich vor, dass das Konklave 15 bis 20 Tage nach Amtsniederlegung des Vorgängers zusammenkommen muss, um einen Nachfolger zu bestimmen. Dies bezog sich bisher auf den Tod des Amtsträgers.

Papst Benedikt XVI. hatte am vergangenen Montag überraschend seinen Rücktritt zum 28. Februar angekündigt und den Schritt mit gesundheitlichen Beschwerden begründet. Es ist das erste Mal seit mehr als 600 Jahren, dass sich der Vatikan mit einem solchen Rücktritt konfrontiert sieht.

Eine Frage der Interpretation

Daher könnten die Regeln der Kirche nun auch anders interpretiert werden, erklärte der Vatikan-Sprecher. Dies würde bedeuten, dass das Konklave bestehend aus knapp 120 Kardinälen unter 80 Jahren bereits vor dem 15. März in der heiligen Stadt zusammenkommen könnten, um den nächsten Papst zu bestimmen.

Ein Beginn um den 10. März erlaube es bei einer Einigung auf den neuen Papst binnen drei oder vier Tagen, dass der neue Oberhirte der Katholiken sein Pontifikat am Fest des heiligen Josef, dem einzigen wichtigen kirchlichen Feiertag der derzeitigen Fastenzeit, antrete, hieß es in dem Bericht weiter.

Damit könne sich der neue Papst besser auf die Karwoche vorbereiten, außerdem könnten die Kardinäle zum Osterfest wieder in ihren Diözesen sein. Möglicherweise habe Benedikt XVI. selbst dieses Vorgehen bei der Wahl seines Rücktrittstermins im Sinn gehabt.

Zulehner hofft auf Papst aus anderem Kontinent

Der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner erklärte in der am Samstagabend ausgestrahlten ORF-TV-Informationssendung "Wien heute", er hoffe, dass der neue Papst aus Lateinamerika, Afrika oder Asien komme. Immerhin habe das Zweite Vatikanum die katholische Kirche als "Weltkirche" definiert.

Bezüglich der Chancen von Wiens Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, meinte Zulehner: "Dann würde der liberalste Kardinal im Konklave zum Papst gewählt werden."

Der Abschied von Papst Benedikt XVI.

Unterdessen wurden Details zum Abschied von Papst Benedikt XVI. bekannt gegeben. Mit einer liturgisch geprägten Generalaudienz will sich Benedikt XVI. am 27. Februar von den Gläubigen verabschieden. Nach Angaben von Vatikansprecher Federico Lombardi vom Samstag ist eine Wortliturgie geplant. Zu der letzten Begegnung Benedikts XVI. als Kirchenoberhaupt mit Pilgern und Besuchern hätten sich bislang 35.000 Menschen angemeldet. Die tatsächliche Teilnehmerzahl dürfte deutlich höher liegen.

Am folgenden Tag verlässt der Papst laut Kathpress nach einem Treffen mit den Kardinälen den Vatikan. Sein Abflug am Nachmittag zum päpstlichen Sommersitz Castel Gandolfo wird vom vatikanischen Fernsehdienst live übertragen. Dort wird er sich etwa zwei Monate aufhalten. Seinen ständigen Alterssitz wird er im Kloster "Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten nehmen. Das Haus wird derzeit nach seinen Bedürfnissen umgebaut. (APA, 16.2.2013)