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Ein britischer Broker wird in den Libor-Skandal verwickelt.

Foto: AP/Francisco Seco

Wien - Mit Tullett Prebon rückt ein weiterer Marktteilnehmer in das schiefe Licht rund um die Manipulationen des Libor-Zinssatzes. Tullett Prebon ist einer der weltweit größten Inter-Dealer-Broker mit Sitz in London. Das Unternehmen ist als Zwischenhändler im Großkundengeschäft tätig. Vor allem Geschäfte, die außerhalb von Börsen abgewickelt werden, laufen über dieses Unternehmen.

Ein Mitarbeiter des Brokers soll laut einem Bericht der Financial Times in Gespräche verwickelt gewesen sein, bei denen es um die Beeinflussung des Yen-Libor ging. Das soll aus jenen Unterlagen hervorgehen, die die britische Finanzaufsicht (FSA) im Zusammenhang mit den Strafzahlungen für die ebenso in den Skandal verwickelten Banken UBS und Royal Bank of Scotland (RBS) veröffentlicht hat.

In den Vergleichsunterlagen mit der UBS wurde demnach festgehalten, dass im Juli 2009 ein UBS-Händler (heißt im Bericht "Trader A") 39 Libor-bezogene Anfragen an einen Broker ("Händler F der Broker-Firma C") gerichtet hat. Hinter der Bezeichnung "Firma C" soll der britische Broker Tullett Prebon stehen, wie zwei mit der Causa vertraute Personen nun sagen. Die Aktie des Brokers sackte am Freitag im Verlauf um fast bis zu zehn Prozent ab.

"Kumpel, ich versuche es"

Unter anderem taucht in dem UBS-Vergleich ein Chat-Protokoll vom Juli 2009 zwischen dem UBS-Händler und dem Mitarbeiter des Brokers auf. Demnach begehrte der UBS-Händler einen hohen Sechs-Monats-Yen-Libor und versuchte sich dabei noch als Motivationstrainer, indem er schrieb: "Be a hero today." Die Antwort des Brokers: "Kumpel, ich versuche es ... wie immer." Gegen den UBS-Händler haben US-Behörden (sie ermitteln ebenfalls rund um die Zinsmanipulationen) bereits Anklage wegen Betrugs erhoben. Sein Anwalt wollte die Causa nicht kommentieren.

Der Referenzzinssatz Libor, an dem hunderte Billionen Euro an Derivaten und Krediten hängen, war von 2005 bis 2010 ein Spielball. Mehrere Banken sind in die Manipulationen verwickelt. Bisher haben sich drei Banken mit Vergleichen von weiteren Ermittlungen freigekauft. Die RBS zahlte 450 Mio. Euro, Barclays kam mit 355 Mio. Euro davon. Die UBS wurde zu 1,6 Mrd. Euro verdonnert - die Höhe dieser Strafe hat überrascht, weil die Bank seit 2011 eine Quelle für die Ermittler war und bei den Untersuchungen kooperierte. (bpf, DER STANDARD, 16.2.2013)