Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Wien - Rascher Zahlen heißt es ab 1. März für Unternehmen und vor allem öffentliche Stellen in Österreich dank der EU-Zahlungsverzugsrichtlinie, die dann in Kraft tritt. Rechnung sind dann binnen 30 Tagen zu begleichen. Die Öffentliche Hand brauchte 2012 im Schnitt allerdings noch 42 Tage, um ihre Rechnungen zu berappen, Unternehmen im Schnitt 31 Tage, teilte der KSV 1870 am Freitag mit und sprach von einem "Kraftakt", der vor allem von der Öffentlichen Hand zu vollziehen sei. Private zahlen laut KSV-Erhebung im Schnitt binnen 18 Tagen.

Unternehmen können laut KSV 1870 - im Gegensatz zur Öffentlichen Hand -, wenn dies vertraglich festgelegt wird, auch bis zu 60 Tage für das Bezahlen von Rechnungen Zeit bekommen. Für Länder, Gemeinden und Bund gilt die 60-Tage-Frist nur im Gesundheitsbereich. Durch die in Kraft tretende Regelung wird der Verzugszinssatz von 8 Prozent plus dem Basiszinssatz auf 9,2 Prozent angehoben.

Grundsätzlich ist ab 1. März der Schuldner dafür verantwortlich, dass der zu zahlende Betrag spätestens am letzen Tag der 30-Tage-Zahlungsfrist am Konto des Gläubigers ist. "Die tatsächliche Durchschlagskraft wird davon abhängen, wie ernst die Regelung von den Auftraggebern genommen wird und ob die Lieferanten ihre neuen rechtlichen Möglichkeiten gegenüber ihren Kunden ausschöpfen werden", sagte KSV-1870-Vorstand Johannes Nejedlik.

Lieferant als Kreditgeber

Bisher sei es "keine Seltenheit, dass Auftraggeber offene Forderungen ähnlich wie einen Überziehungsrahmen handhaben und so günstig zu Zwischenfinanzierungen kommen. Der Lieferant wird umgekehrt zum Kreditgeber wider Willen", so Nejedlik.

Um ein Drittel schneller werden müssen vor allem die östlichen Bundesländer. Das Gefälle Richtung Westen ist stark ausgeprägt. Nur Vorarlberg entspricht mit 35 Tagen durchschnittlicher Zahlungsdauer annähernd den ab März verpflichtenden 30 Tagen. In Tirol dauert es derzeit im Schnitt 37 Tage, bis die Öffentliche Hand eine Rechnung bezahlt hat, in Salzburg und Kärnten 39 Tage.

Weit weg von den geforderten 30 Tagen und damit laut KSV 1870 "vor einer echten Herausforderung" stehen Niederösterreich (43 Tage), die Steiermark (44 Tage), Oberösterreich und Wien (45 Tage) und das Burgenland (46 Tage).

Gesetzlichen Rahmen ausschöpfen

Bezüglich der Firmen bleibe es spannend, ob sie es "wagen werden, den gesetzlichen Rahmen mit allen ihnen nun zur Verfügung stehenden Mitteln auch auszuschöpfen", sagte der Geschäftsführer der KSV 1870 Forderungsmanagement GmbH Johannes Eibl. "Von einer Verbesserung würden die österreichischen Unternehmen jedenfalls profitieren. Sollten sich durch die EU-Richtlinie auch in den südlichen EU-Ländern Verbesserungen ergeben, so würde dies auch zu Impulsen beim grenzüberschreitenden Geschäftsverkehr führen."

Traditionell ist die Zahlungsmoral in nördlichen EU-Ländern seit Jahren spürbar besser als jene in südlichen. Im EU-Schnitt brauchen die Unternehmen 52 Tage, um ihre Rechnungen zu begleichen.

Österreichs Betriebe sind mit dem 31-Tage-Durchschnitt Zweiter hinter Unternehmen aus Finnland (27 Tage). Norwegen ist Ditter mit 34 Tagen, deutsche Firmen folgen mit 35 Tagen. Das Schluss-Trio bilden Spanien (97 Tage), Italien (96 Tage) und ex aequo Portugal und Zypern mit 90 Tagen. Die Unternehmen aus dem am stärksten von der Krise betroffenen Griechenland brauchen übrigens "nur" 80 Tage fürs Zahlen. (APA, 15.2.2013)