Mehr als von der wahlkampfmäßig eingerauchten Innenministerin über Drogenpolitik kann man über Personalmanagement lernen, wenn im Vatikan eine Stellenausschreibung läuft. Leser des Karriereteils dieser Zeitung werden wissen, dass Führung immer Verantwortung bedeutet, und erst recht ist Verantwortung gefragt, wenn es gilt, Führungspersönlichkeiten auszuwählen. Den Richtigen zu finden - für die Richtige dürfte im genannten Unternehmen die Zeit diesmal noch nicht reif sein - ist nicht leicht, weshalb bei der Beiziehung von Personalberatern besondere Umsicht walten sollte. Das zu erkennen, muss man nicht weit in die Geschichte zurückgehen. Kardinal Schönborn berichtet vom letzten Auswahlverfahren 2005, damals sei als Kriterium vorgegeben gewesen: "Wer nächster Papst wird, hat Gott schon entschieden. Aber Sie müssen herausfinden, was Gott entschieden hat."

Dass der nach dieser Methode Herausgefundene als Chief Executive Officer das Unternehmen für die Anforderungen schwieriger Zeiten so richtig fit gemacht hätte, geht aus den seinen Rücktritt begleitenden Bewertungen nicht hervor. Von einem Triple Alpha et Omega weit entfernt! Was heißen kann, dass sich entweder Gott vertan hat - kann passieren, nobody is perfect - oder die Mitglieder der Auswahlkommission den Ratschluss Gottes nicht zu durchschauen vermochten. Kann auch passieren, denn der ist bekanntlich unerforschlich. Allerdings, wer soll ihn denn durchschauen, wenn nicht jene, die stets behaupten, das professionell zu betreiben? Die Möglichkeit, Gott habe die katholische Kirche in dem Zustand gewollt, an dem sich unter dem retirierenden Pontifex nichts geändert hat, soll hier nicht weiter erörtert werden. Kein Wunder, obwohl eines nicht schaden könnte, dass sich die anlaufende Human-Resource-Mission von der vorigen unterscheiden soll. Obwohl Gott schon entschieden hat, rufen die einen nach einem Afrikaner, weil die Zeit reif, andere nach einem Südamerikaner, weil sie heiß ist, die Italiener nach einem Italiener, weil sie's am besten können, und die Österreicher drücken dem Krone-Kolumnisten die Daumen. Wenn man uns schon die Käsekrainer stehlen will, soll es einmal heißen: Auch wir sind Papst! Was Gott wollen könnte, interessiert keinen Teufel. Einzig der Theologe Paul Zulehner behielt klaren Kopf, als er in den Salzburger Nachrichten riet, man möge zuerst die Aufgaben des nächsten Pontifikats bedenken und dann fragen: "Wer ist geeignet, das umzusetzen? Das würde jeder moderne Konzern so machen, warum nicht die Weltkirche?"

Was gut ist für moderne Konzerne, sollte auch der Kirche zu einem durchschlagskräftigen CEO verhelfen. Der Vergleich macht sicher. Und Gott? Na ja, vielleicht könnte er seinen Beitrag zum weltlichen Personal leisten. Etwa, wer nächster Bundeskanzler oder Innenminister wird, entscheidet er, die Parteien müssen nur noch herausfinden, was er entschieden hat. Natürlich steht er da in harter Konkurrenz mit Erwinizer Pröll, der sich erst gar nicht auf eine Partei verlässt. Bei Personalreserven, wie er sie dem Land mit Mikl-Leitner oder Ernst Strasser verpasst hat, braucht ER den Vergleich mit IHM nicht zu scheuen. (Günter Traxler, DER STANDARD, 15.2.2013)