150.000 Euro soll die Wohnung wert sein. Sie befindet sich in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh, Nordrhein-Westfalen.

Screenshot: derStandard.at

Stehen die skandalumwitterten "Hausverlosungen" vor einem Comeback? Ein junges deutsches Paar glaubt jedenfalls, einen neuen "Dreh" gefunden zu haben, wie sich für eine ungeliebte Immobilie per Verlosung ein Abnehmer finden lässt. 

Obergeschoß

Svenja Hüllbrock und Frank Sendzik besitzen eine Wohnung im Obergeschoß eines Zweifamilienhauses in der Stadt Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen. "Baujahr 2000, Wohnfläche 115 m² + ca. 50 m² ausgebauter Dachgeschoß", heißt es auf ihrer Website. Und: Die auf einen Wert von 150.000 Euro geschätzte Wohnung sei "zu verschenken".

Allerdings nicht ganz selbstlos. Auf derselben Website kann man nämlich Werbefläche kaufen. Ein Pixel kostet einen Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer von 19 Prozent), abgegeben werden diese in Einheiten zu mindestens fünf mal fünf Pixel.

Teilnahme auch ohne Kauf

Deadline ist der 1. Juli: Wenn bis dahin eine Million Pixel verkauft sind, wird ein Gewinner ermittelt. Von dem Erlös wollen die beiden dann 25.000 Euro "für einen guten Zweck" spenden, wie sie schreiben.

Findet die Verlosung statt, werde das Objekt "lastenfrei und vertragsfrei" spätestens bis Jahresende an den Gewinner übergeben, heißt es in den Teilnahme- und Geschäftsbedingungen. Notarkosten und Schenkungssteuer will Sendzik – der alleiniger Veranstalter ist – tragen.

Teilnehmen könne auch, wer keine Werbefläche kauft, versichern die beiden. Allerdings erfolgt der Versand der Gewinnbenachrichtigung "ausschließlich an eine deutsche Postadresse" – Wohnsitz-Österreicher sind also von der Teilnahme ausgeschlossen.

"Million Dollar Homepage"

Die Idee, die Werbefläche zu verkaufen, erinnert an die "Million Dollar Homepage" des jungen Briten Alex Tew. Er schaffte es 2005 innerhalb von wenigen Monaten, eine Million Pixel zu verkaufen – und finanzierte damit sein Studium.

In Österreich sorgten Hausverlosungen vor rund vier Jahren erstmals für Aufregung. In Kärnten wurde Anfang 2009 die erste Immobilie erfolgreich verlost, Nachahmer hatten aber teilweise sehr viel weniger Erfolg. Die Notariatskammer warnte vor rechtlichen Risiken, die Steuerbehörden mischten sich ein und sahen zunächst die Möglichkeit des illegalen Glücksspiels am Werk. Später hieß es in einer rechtlichen Stellungnahme des Finanzministeriums, dass Hausverlosungen unbedenklich seien, sofern man als Privatperson eine solche nur einmal vornehme.

Die Website hausverlosungen.biz, die das Phänomen von Beginn an wohlwollend publizistisch begleitete, stellte 2010 ihren Betrieb ein – "zu viele schwarze Schafe haben den ehrlichen Verlosern enormen Schaden zugefügt", hieß es dort unter anderem in einer der letzten Stellungnahmen. "Nach unzähligen gescheiterten Versuchen, gemeinsam etwas zu erreichen, ist die Szene von Misstrauen geprägt."

Deutsch-österreichische Wickel

Ein deutscher Staatsbürger, der in Österreich seine Münchner Studentenwohnung verlosen wollte, wurde von den deutschen Behörden gestoppt: Sie drohten ihm wegen des Vorliegens eines illegalen Glücksspiels eine hohe Geldstrafe an.

Sendzik und Hüllbrock kennen diese Geschichte, sie glauben aber, dass sie mit ihrer Idee durchkommen. Sie hätten sich das Verfahren vom nordrhein-westfälischen Innenministerium genehmigen lassen, schreiben sie in einem E-Mail an derStandard.at. Sie seien damit deutschlandweit die Ersten, die so ein Gewinnspiel betreiben, "und wir sind uns sicher, dass diese Idee viele Nacharmer (sic!) finden wird". Nun, man wird sehen. (Martin Putschögl, derStandard.at, 14.2.2013)