Linz - Die aus Vertretern des Wissenschaftsministeriums, der Universitätenkonferenz, der HochschülerInnenschaft, der Uni-Senate, der Fachhochschulkonferenz und des Wissenschaftsrats zusammengesetzte Hochschulkonferenz widmeten sich am Mittwoch der derzeit viel diskutierten möglichen Einrichtung einer medizinischen Fakultät an der Universität Linz. Im Folgenden Fragen und Antworten zu diesem Thema:

Wie viele Studienplätze gibt es derzeit in der Medizin?

An den drei öffentlichen Medizinischen Universitäten gibt es derzeit 1.500 Anfänger-Studienplätze (Wien: 740, Innsbruck: 400, Graz: 360). 75 Prozent der Studienplätze sind laut einer Quotenregelung für Personen mit österreichischem Maturazeugnis reserviert, 20 Prozent gehen an Bewerber aus EU-Staaten und fünf Prozent an Kandidaten aus Drittstaaten. Dazu kommen noch 50 Anfänger-Studienplätze an der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) in Salzburg. Im Akkreditierungsstadium sind außerdem zwei weitere Medizin-Privatunis bzw. -fakultäten in Krems und Klagenfurt mit zusammen jährlich rund 150 Anfänger-Plätzen. Auch in Bozen soll mit Beteiligung Tirols eine "Medical School" mit voraussichtlich 40 Plätzen entstehen.

Wie viele zusätzliche Studienplätze soll es in Linz geben?

Im Gespräch sind derzeit 200 Anfänger-Studienplätze.

Gilt an einer möglichen Medizinischen Fakultät Linz auch die Quotenregelung?

Als öffentliche Einrichtung würden für sie dieselben Regelungen wie in Wien, Graz und Innsbruck gelten, somit auch die Quotenregelung, und auch die Möglichkeit für Aufnahmeprüfungen.

Ist eine Bevorzugung oberösterreichischer Studienwerber möglich?

Nein.

Wie teuer ist eine Medizinische Fakultät in Linz?

Das soll in den Verhandlungen zwischen Ministerium und den Vertretern Oberösterreichs geklärt werden. Zum Vergleich: Die jüngsten Leistungsvereinbarungen sehen für die Medizin-Uni Wien ein Budget von 946 Mio. Euro für die Jahre 2013 bis 2015 vor, die Medizin-Uni Innsbruck kommt auf 320 Mio. und die Medizin-Uni Graz auf 329 Mio. Euro (jeweils ohne klinischen Mehraufwand).

Gibt es überhaupt einen Bedarf an zusätzlichen Ärzten?

Langfristig schon - zu diesem Schluss kam zumindest die im Vorjahr präsentierte Ärztebedarfsstudie. Demnach könnten 2030 zwischen 2.800 und 7.400 Ärzten fehlen. Nicht berücksichtigt wurden bei den Prognosen allerdings regionale Problemlagen wie die mangelnde Bereitschaft vieler Ärzte, sich am Land niederzulassen. Außerdem wird in der Studie darauf hingewiesen, dass es auch zwischen den Fachrichtungen große Unterschiede gibt. So fehlen schon jetzt Ärzte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Urologie, Gynäkologie und für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten. Gleichzeitig ist die Studie mit mehreren Unsicherheiten behaftet: So fehlen Daten zum tatsächlichen Leistungsumfang von Wahlärzten, die die Hälfte der niedergelassenen Ärzte ausmachen. Zusätzlich gibt es keine validen Daten zum tatsächlichen Pensionsantrittsalter von Ärzten sowie zum tatsächlichen Ausmaß der Abwanderung von Medizinabsolventen und Ärzten ins Ausland. Außerdem hat Österreich schon heute die höchste Ärzte- und Medizin-Absolventendichte Europas.

Hätten zusätzliche Medizin-Studienplätze Auswirkungen auf das EU-Verfahren bezüglich der Mediziner-Quote?

Aufgrund der Quotenregelung hat die EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern (ihnen stehen nur 20 Prozent der Studienplätze zu, siehe oben) ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich angestrengt. Dieses liegt vorerst bis 2016 auf Eis. In dieser Zeit muss Österreich mit Fakten belegen, dass ein Wegfall der Quotenregelung negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung hätte. Dafür stehen laut Wissenschaftsministerium heute nur Indizien zur Verfügung (v.a. Befragungsdaten, die stark in diese Richtung deuten), ein Nachweis könne aber erst durch Beobachtung des Verhaltens der ersten Absolventen des 2006 eingeführten Quotensystems erfolgen. "Die etwaige Einrichtung einer neuen Fakultät mit medizinischer Ausrichtung würde - genauso wie die Ausweitung der Studienplätze an anderen Standorten - im Kontext der Verlängerung der Medizinerquote zu bedenken sein", gibt man sich zu dieser Frage bedeckt. Klar ist aber: Je mehr Studienplätze zur Verfügung stehen, desto schwerer kann Österreich eine Gefährdung der Gesundheitsversorgung argumentieren. (APA, 13.2.2013)