Freudenschrei bei der Preisverleihung: Jack Andraka.

Foto: Intel

Die Hormone der Adoleszenz verführen nicht selten zu Größenwahn. Dass Jack Andraka auf seinem Facebook-Profil "Being a genius" unter persönlichen Interessen anführt, scheint jedoch gerechtfertigt für einen 15-Jährigen, der in diesen Monaten Medizingeschichte schreibt.

Sein von ihm entwickelter Krebserkennungstest ist nicht nur 168-mal schneller und 26.667-mal günstiger, sondern vor allem bis zu 400-mal treffsicherer als herkömmliche Verfahren. Wer mit Andraka sprechen will, muss bis nach der Schule warten - noch ist er Highschool-Junior im US-Bundesstaat Maryland.

Angefangen hat alles mit einem engen Freund seiner Familie, der an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankte und bald darauf starb. Nur fünf Prozent der Erkrankten überleben die ersten fünf Jahre nach der Diagnose, weil der Krebs meist schon weit fortgeschritten ist. "Täglich sterben mehr als 100 Menschen an dieser Krankheit, nur weil es keine leistbare und effiziente Früherkennung gibt", erklärt der Teenager in einem Interview. "Ich habe mir gedacht, es muss einen besseren Weg geben."

Die durchbrechende Idee kam ihm im Biologieunterricht, als er etwas über Antikörper lernte und zur gleichen Zeit einen Artikel über den Einsatz von Kohlenstoffnanoröhren las. Daraus entwickelte er einen relativ simplen Test, ähnlich dem Teststreifen für Diabetiker, mit dem das abnormale Protein Mesothelin im Blut oder Urin nachgewiesen werden kann.

Nach 199 Absagen von Professoren, denen er die Idee per Mail vorstellte, hörte sich ein Wissenschafter der Johns Hopkins University Andrakas Konzept an und ließ ihn während der Ferien im Labor werken. Heraus kam ein Test, der drei Cent kostet, fünf Minuten dauert und in mehr als 90 Prozent der Fälle erkennt, ob jemand an Bauchspeicheldrüsen-, Lungen- oder Eierstockkrebs erkrankt ist.

Als er 2012 den Intel ISEF Award gewann, hyperventilierte und kreischte er vor Freude - kein Wunder, handelt es sich doch um den größten voruniversitären Forschungswettbewerb der Welt, den zwei Jahre zuvor schon sein Bruder gewonnen hatte.

Doch erst seit im Februar ein Interview mit Andraka im "Forbes Magazine" erschien, bekommen er und seine bahnbrechende Erfindung Aufmerksamkeit im großen Stil. Mehr als eine halbe Million Mal wurde der Artikel binnen Tagen geteilt. "God bless you and your family, kid", postete eine Leserin darunter. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 13.2.2013)