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Aufräumen ist das Motto nach dem Korruptionsskandal in der Telekom Austria.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Ein paar Fragen mehr und Prokurist Josef T. wäre wohl eingeknickt. So tief bohrten Richter Michael Tolstiuk und Staatsanwalt Hannes Wandl im Telekom-Prozess wegen mutmaßlicher Untreue im Zusammenhang mit Aktienoptionen und Kursmanipulationen am Dienstag aber doch nicht. Der frühere Leiter Großkundenvertrieb der Telekom Austria (TA) räumte sodann ein, Fehler gemacht zu haben, "den größten Blödsinn meines Lebens".

"Ich hab mir mit diesem Anruf mein ganzes Leben versaut", schilderte der 55-jährige gelernte Fernmeldetechniker mit Hinweis auf einen Anruf bei PR-Berater Peter Hochegger, von dessen Innenstadtbüro er am 8. Juli 2004 Geld abholte, um es nächst dem Wiener Naschmarkt dem Banker Johann Wanovits auszuhändigen. Der wiederum, so erzählt es Josef T., habe ihm und seinem Kollegen Gernot Schieszler das Geldsackerl gereicht, damit sie sich ihrerseits bedienen konnten.

Wie viel von den überbrachten 263.000 Euro - gestückelt in 500-Euro-Scheinen - sich die beiden genehmigten, bleibt ihr Geheimnis. Der Staatsanwalt taxiert den Barbetrag, der in zwei Tranchen transferiert wurde, auf insgesamt maximal 50.000 Euro pro Person. Josef T. bestritt eine "Belohnung" in dieser Größenordnung am Dienstag auch noch, nachdem er "gegrillt" worden war. Er wisse es nicht mehr, beteuert T. Er sei bei seiner Einvernahme im Sommer 2011 in Ausnahmezustand gewesen, die Aussagen teils unlogisch. Auf den Konten gingen keine auffälligen Beträge ein, die den Nebel erhellen konnten.

Der Transfer des in Form von Scheingeschäften über Peter Hocheggers Agenturkomplex Valora lukrierten Bargelds erfolgte im Juli und Oktober 2004, also Monate nach dem mysteriösen Kurssprung am 26. Februar 2012, der dem Telekom-Vorstand rund um Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo je 392.716,48 Euro und 92 Führungskräften gestaffelt insgesamt 8,8 Mio. Euro an "Prämien" einbrachte. Eine weitere Barzahlung - Wanovits wurden für seine Kurspflege in Form des Kaufs von 1,2 Mio. TA-Aktien in den letzten drei Handelsminuten des alles entscheidenden 26. Februar insgesamt 1,5 Millionen Euro zugesagt - erfolgte 2004 oder 2005. Das Problem: Damit war erst die Hälfte von Wanovits' "Prämie" transferiert, beschafft in Form von Scheinaufträgen mit Hochegger-Firmen, die Fischer genehmigte, wie er am Montag bei seinem Teilgeständnis einräumte.

"Unter Druck gesetzt"

Nicht erhellt wurde, ob TA-Finanzchef Colombo die dritte Rate von 270. 000 Euro gemeinsam mit dem Einkaufs-Chef in der hauseigenen Immobilienabteilung "beschafft" hat. Der mutmaßlich involvierte TA-Einkaufschef ist seit 2007 indisponiert und prozessunfähig. Und Colombo bestreitet alle Vorhalte der Anklagebehörde. Man habe zwar über Investorensuche und Kurspflege-Maßnahmen beraten, er habe Illegales aber abgelehnt. Im TA-Vorstand sah er sich diesbezüglich allerdings " erheblichem Druck" ausgesetzt.

Das bestritt Ex-Generaldirektor Heinz Sundt vehement, wie auch " Gegengeschäfte" mit Hochegger oder Wanovits' Euro Invest Bank angeleiert zu haben. Legale Kurspflege via Roadshows und Investorenmeetings habe man sowieso gemacht, die habe aber nicht genützt. Dass gegen den TA-Aktienkurs spekuliert wurde sei unübersehbar gewesen. Er habe dahinter Merrill Lynch vermutet. Die US-Investmentbank sei beim TA-Börsengang schließlich auf Millionen Aktien sitzen geblieben.

Wie das Kursdrücken unter die maßgeblichen 11,70 Euro funktionierte, wurde Josef T. von Wanovits erklärt: "Es werden Eisberge hineingeschoben." Die zu schmelzen gelinge nur am Schluss - frei nach dem Motto: "Den Hund dawisch i nur am letzten Tag." (Luise Ungerboeck, DER STANDARD; 13.2.2013)