Japan hat derzeit alle Hände voll zu tun: Nach dem Konflikt um die Senkaku-Inseln mit China steht nun Nordkoreas dritter Atombombentest auf der Agenda. Gemeinsam mit Washington will Tokio den Nachbarn in die Schranken weisen. Doch bisher konnten Proteste und Sanktionen Pjöngjang nicht dazu bewegen, sein Waffentestprogramm einzuschränken.

Die Bedrohung durch Nordkorea ist für Japan weitaus konkreter als die durch China. Immerhin hat Nordkorea die Region schon mehrfach mit Raketentests unsicher gemacht. Tokio muss fürchten, dass eine fehlgeleitete nordkoreanische Rakete in japanisches Territorium einschlagen könnte. Entsprechend scharf verurteilte Premierminister Shinzo Abe am Dienstag den Test.

Japan erwägt Sanktionen

Tokio nimmt seit 2003 an den Sechs-Parteien-Gesprächen teil und hat auch auf bilateralem Wege versucht, sich in Nordkorea Gehör zu verschaffen. Um den Druck auf Pjöngjang zu erhöhen, erwägt Tokio nun eigene Sanktionen. Als unmittelbare Reaktion auf den Waffentest verbot Premier Abe Vertretern einer pro-nordkoreanischen Gruppe die Wiedereinreise nach Japan. Die General Association of Korean Residents in Japan fungiert de facto als Ersatz für eine diplomatische Vertretung Nordkoreas in Japan.

Ältere Japaner erinnern sich noch mit Schrecken an die Entführung japanischer Bürger durch Nordkoreas Regierung: In den 1970er- und 1980er-Jahren waren mehr als ein Dutzend Menschen über das Japanische Meer verschleppt worden. 2002 hatte sich der damalige Premier Junichiro Koizumi persönlich für ihre Freilassung eingesetzt. Fünf von ihnen durften nach Japan ausreisen. Die Übrigen sollen gestorben sein.

2006, zu Beginn seiner ersten Amtszeit als Premier, hatte sich Abe die Herausgabe der übrigen Vermissten auf die Fahnen geschrieben. Seit seinem zweiten Anlauf im vergangenen Dezember hat Abe das Thema aber gemieden. (DER STANDARD, 13.2.2013)