Wien - Franz Haas, Fahrdienstleiter bei den Österreichischen Bundesbahnen hat die Geschichte jenes Bodens recherchiert, auf dem er heute arbeitet: Wo jetzt seine Fahrdienstleitung und das elektronische Stellwerk (es wurde im Herbst letzten Jahres eröffnet) stehen, stand früher der Nordbahnhof. Der "erste" Nordbahnhof sozusagen, jener der in der damaligen Forstmeisterallee errichtet wurde. Der heutige Straßenname der Allee - Nordbahnstraße - erinnert noch daran, dass dort einmal Reisende am Bahnsteig gewartet haben.

Durch "seinen eigentümlichen Baustil und die prunkvolle Ausstattung" versprühte der Bahnhof "viel Eleganz und einen Hauch der großen weiten Welt", meint Haas nach Ansicht historischer Dokumente.

Erste österreichische Dampfeisenbahnlinie

Der Nordbahnhof wurde am 15. November 1865 eröffnet, hat den Ersten Weltkrieg unbeschadet überstanden, erst 1945 ist er bei einem Bombardement Wiens zerstört worden. Der Wiederaufbau wurde angedacht, aber nie umgesetzt. Sein Abriss 1963 jährt sich heuer zum 40. mal. Schon 1959 ist der neue Bahnhof am Praterstern eröffnet worden. Mitte der 70-er Jahre bekam dieser den Namen Bahnhof "Wien Nord". Im Volksmund blieb die Bezeichnung "Nordbahnhof" erhalten.

Die Nordbahn war die erste österreichische Dampfeisenbahnlinie, die ab 1837 auf der Strecke zwischen Floridsdorf und Deutsch-Wagram verkehrte. (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 15.7.2003)