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Ist es hell, futtern die Tiere das, was sie fressen dürfen.

Foto: AP/Stephen J. Boitano

Portsmouth/Wien - Viele Hundbesitzer würden wohl schwören, dass ihre Vierbeiner sie verstehen und sogar durchschauen können. Das Problem ist nur, dass es zum einen wir Menschen sind, die den Hunden diese Fähigkeit zusprechen - und sie womöglich in das Tier hinein interpretieren. Und zum anderen gibt es nur wenige experimentelle Beweise dafür, dass Hunde tatsächlich in der Lage sind, den Blickwinkel ihrer Frauerln und Herrln zu deuten.

Die deutsche Verhaltensbiologin Juliane Kaminski (Universität Portsmouth), die sich seit langem vergleichend mit der Intelligenz von Schimpansen und Hunden befasst, hat sich eine Reihe von Experimenten ausgedacht, mit denen sie die mögliche Perspektivenübernahme der Hunde testete.

Experimentreihe

Bei allen Experimenten wurde den Versuchstieren (je 42 männlichen und 42 weiblichen Hunden im Alter von rund einem Jahr) von einem menschlichen Zweibeiner verboten, Futter aus einem Raum zu stehlen. Dann testete Kaminski mit ihren Kollegen vom Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie, ob das Verhalten der Hunde dadurch beeinflusst wurde, ob es hell oder dunkel ist - unter Ausschluss aller möglicher Störvariablen.

Wie Kaminski und ihre Mitautoren im Fachblatt "Animal Cognition" berichten, entwendeten die Hunde deutlich mehr, wenn Dunkelheit herrschte. Das lasse darauf schließen, dass die Hunde wissen, was Menschen sehen und was nicht und dass es sicherer ist, im Dunkeln zu stehlen, so Kaminski. Das wiederum bedeute, dass Hunde tatsächlich in der Lage sein dürften, die Perspektive der Menschen zu übernehmen - auch wenn die letzten Beweise dafür noch fehlen.

Lange hatte man den Menschen für das einzige Lebewesen gehalten, das die Gedanken anderer Lebewesen lesen kann. Nach den Schimpansen scheinen nun auch die Hunde zu diesem exklusiven Klub zu gehören. (tasch, DER STANDARD, 12.2.2013)