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Tipp vom Nachbarn: "Entspannt euch!"

Foto: APA/Hildenbrand

STANDARD: 2011 bei der Heim-WM in Garmisch-Partenkirchen gab es für Deutschland zweimal Bronze. Dieses Resultat wurde in Schladming mit einmal Gold und einmal Bronze durch Maria Höfl-Riesch schon übertroffen. Wie ist die Stimmung im Team?

Maier: Wir haben die Halbzeitvorgaben des Verbandes mehr als erfüllt. Jetzt können wir eigentlich relaxen und Wellness machen. Es ist schön, keiner Medaille mehr nachlaufen zu müssen. Ohne Druck geht es sehr gut. In den technischen Disziplinen und im Teambewerb haben wir auch Medaillenchancen.

STANDARD: Bei Österreich lief es in Woche eins nicht so gut. Fühlen Sie mit dem Veranstalterland mit?

Maier: Natürlich. Bei einer Heim-WM sind die Anforderungen extrem hoch. Aber man kann sein Team damit auch kaputt machen. Das haben wir vor zwei Jahren in Garmisch erlebt. Vor den eigenen Fans will man es besonders gut machen, und dann geht es schief. Das hat man in der Abfahrt beim Klaus Kröll gesehen. Da fährt man einen Tick zu hart, fährt die Kurve nicht richtig an. Und dann sind die, die keinen Druck haben, noch um eine Nuance schneller.

STANDARD: Glauben Sie, dass das ÖSV-Team mit dem Erfolgsdruck kaputtgemacht wird?

Maier: Die Medien dramatisieren es zu sehr. Ihr Österreicher werdet sehen, da kommen noch der Marcel Hirscher und andere Techniker, die sind einfach gute Skifahrer. Ich bin überzeugt, dass sich die Österreicher mit einer guten WM-Bilanz verabschieden werden. In den letzten 20 Jahren haben sie bewiesen, dass sie die stärksten Skifahrer der Welt sind.

STANDARD: Der Medaillenspiegel spricht derzeit dagegen.

Maier: Bei der Erfolgsbilanz kann es schon sein, dass es mal nicht so läuft. Nur muss man erst akzeptieren: Der Nabel der Welt liegt nicht nur in Österreich. Auch andere Nationen investieren, das bringt eine Ausgeglichenheit, darüber müssen wir froh sein. Wir wollen den Sport weltweit haben, nicht nur in Österreich.

STANDARD: ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel meint aber, dass es Siege braucht, um die Skisport-Kompetenz im Land zu halten. Was sagen Sie dazu?

Maier: Wir Deutsche kommen seit Jahren zu euch. Ihr habt die besten Skigebiete, den besten Support. Das ist bei den Norwegern und Amerikanern nicht anders. Sie trainieren hier, weil es die besten Bedingungen gibt. Nur muss man in Österreich akzeptieren, dass auch andere gut Skifahren können. Und wenn man das kann, sieht man so einen WM-Event auch entspannter. Dann heißt es: Hey, cool, da ist ein Norweger vorne, da ein Germane.

STANDARD: Wieso ist es in Ihrem Team so ruhig, unaufgeregt?

Maier: Wir haben nicht diese Vorgaben. Wenn wir drei Bronzene gewinnen, würden wir uns auch freuen. Ich sag' nicht zu meinen Läufern, dass sie Gold holen müssen. Wenn Felix Neureuther im Slalom eine Medaille macht, freu ich mich wie im Kindergarten.

STANDARD: Wenn er Vierter wird?

Maier: Jo, mei, dann kann ich auch noch sagen, er hat eine Weltklasseleistung gezeigt. Wenn ich bei euch in die Zeitungen reinschaue, heißt es nur: 'Gold! Gold! Gold! Wir wollen mehr!' Die Sportler stecken das nicht so einfach weg.

STANDARD: Der ÖSV setzt beträchtliche finanzielle Mittel ein. Stehen dem genug Erfolge entgegen?

Maier: Wenn man so erfolgreich ist wie Österreich, dann hat sich die Investition 500 Mal ausgezahlt. Wenn ich diese Ressourcen hätte, ich würde mich jedes Mal zum Training reintragen lassen. (David Krutzler, DER STANDARD, 12.2.2013)