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Frenkie Schinkels: "Vastic war nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort."

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Kinder, wie die Zeit vergeht: Die Austria feiert sich als Meister und Cupsieger 2006. Von links: Jocelyn Blanchard, Filip Sebo (!), Trainer Frenkie Schinkels, Peter Stöger, Mario Tokic, Sigurt Rushfeld.

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Nicht nur in Känguru-Lederböcken von Adidas zu Hause: Frenkie Schinkels am Lifeball 2012 mit Dolly Buster.

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Wien - Als Fußballtrainer ist Frenkie Schinkels seit 2010 ohne Vertrag. Dafür etablierte er sich im Fernsehen als Wuchtel-Spezialist mit originär österreichisch-niederländischem Kauderwelsch und gutmütigem Vorstadtschmäh. In der Frühjahrssaison sieht der 50-Jährige die Austria zum Titel marschieren. Florian Vetter stellte die Fragen.

derStandard.at: Wie schwer ist es, mit dieser Austria nicht Meister zu werden?

Schinkels: Es bleibt eine schwere Mission, und der Druck steigt. Die Austria hat viel Geld mit dem Verkauf von Junuzovic und Barazite verdient. Jetzt ist Barazite wieder da. Mich würde es wundern, wenn die Austria nicht Meister werden würde.

derStandard.at: Salzburg startet mit neuen Kräften, Alan und Svento sind wieder fit. Kommt da noch etwas aus Salzburg?

Schinkels: Red Bull hat die besten Möglichkeiten, muss immer an der Spitze stehen. Das passiert aber jetzt nicht. Man hat einen großen Kader, der nicht ausgelastet ist ohne zusätzliche Europacup-Spiele. Ich erwarte mir aber, dass sich Salzburg noch einmischt in der Meisterschaft.

derStandard.at: Wie findet Peter Stöger die richtigen Rädchen, an denen er drehen muss?

Schinkels: Du musst zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das war Ivica Vastic nicht, Peter Stöger aber schon. Die Austria war wirklich kurz im Eck, hat aber große Qualität. Peter hat mit seiner Gelassenheit, seiner Art und seiner Strategie immer die richtigen Worte gefunden. Mit Manfred Schmid hat er einen sehr guten Co-Trainer. Das sind Schlüssel zum Erfolg. Die Austria profitiert natürlich auch von der schlechten Qualität von Rapid. In Hütteldorf und Salzburg fehlt Kontinuität. Auch Sturm Graz ist mit Hyballa weit weg davon, stark zu sein.

derStandard.at: 2006 waren Sie mit Stöger gemeinsam auf der violetten Kommandobrücke. Trotz unterschiedlicher Ausgangspositionen - Stöger Sportdirektor, Sie Trainer - wurden sie richtige Freunde, oder?

Schinkels: Natürlich, wir haben großen Respekt voreinander. Damals gab es einen großen Zusammenhalt und totales Vertrauen. Peter ist ein sehr guter Trainer, ich sehe ihn aber als den besten Sportdirektor Österreichs und in Zukunft auch als den Teamchef des österreichischen Nationalteams. Dafür brauchst du eine coole Philosophie und eine Strategie. Für mich ist Peter jetzt schon der Nachfolger von Marcel Koller.

derStandard.at: Wie würden Sie die Austria von 2006 mit der heutigen vergleichen?

Schinkels: Wir hatten eine bessere Mannschaft, es gab aber auch mehr Widerstand von Salzburg. Wenn der Peter jetzt Meister wird, ist das höher zu bewerten als damals.

derStandard.at: Ist die Liga ingesamt in den vergangenen Jahren schlechter geworden?

Schinkels: Auf jeden Fall, das muss man klipp und klar sagen. Unseren Teamspielern fehlt in der Liga das wöchentliche hohe Niveau. Viel schlimmer ist aber, dass wir keine guten österreichischen Stürmer in der Bundesliga haben, mit Ausnahme von Philipp Hosiner. Die Vereine stellen nur eine Sturmspitze auf, trauen sich nicht, offensiv zu spielen. Bei Salzburg sind Soriano und Alan vorne, bei Sturm Szabics.

derStandard.at: Die Liga hat auch andere Probleme. Sie haben mit der Fußballmafia, doppelten Verträgen und dubiosen Funktionären abgerechnet. Überrascht Sie der größte Wettskandal aller Zeiten?

Schinkels: Nein, natürlich nicht. Weil es Vereine gibt, die sich damit brüsten, einem Spieler einen Hungerlohn von 800 oder 1.000 Euro als Fixum zu zahlen. Wenn dieser ein oder zwei Monate mit seinem Team keine Spiele gewinnt, dann tummeln sich schon die Mafiosi rund um den Fußballplatz und visieren genau diesen Spieler für ein geschummeltes Spiel an. Das trifft meistens kleinere Vereine. Es gibt viele Fußballmanager, die gleich drei oder vier Spieler bei einem Team platzieren, um dann Partien zu schieben. Und den Kickern selbst ist es wurscht, was sie für ein Gehalt vom Klub bekommen, weil sie ja eh betrügen.

derStandard.at: Apropos kleinerer Verein: Sind Ihre Entlassung bei der Vienna und Ihr Streit mit Präsident Herbert Dvoracek vor dem Arbeitsgericht schon geklärt?

Schinkels: Das klärt mein Rechtsanwalt. Über den Herrn Dvoracek will ich nicht einmal mehr ein Wort verlieren.

derStandard.at: Etwas Fröhlicheres: Sie sind abseits des Fußballplatzes emsig, treten mit Peter Rapp bei bunten Senioren-Nachmittagen in Niederösterreich auf.

Schinkels: Ich stehe mit Peter Rapp und Waltraut Haas vor über 700 Senioren auf der Bühne. Wir haben in den Bezirken jedes Mal ein ausverkauftes Haus, mit Glücksrad und lokaler Musik. Wir helfen älteren Menschen auf spielerische Art und Weise, ihr Leben noch einmal ein bisschen aufzufrischen. Die älteren Damen kennen mich von "Dancing Stars", ich komme gut an und es macht mir Spaß, die Leute lachen zu sehen.

derStandard.at: Ende April erscheint endlich Ihre Autobiografie. Ein Buch über Ihren ersten Sex, Doping, Magersucht, Drogen. Und Ihr Leben mit Stronach, Haider und Happel. Ihre Erfahrungen mit diesen Persönlichkeiten?

Schinkels: Ich habe mit all den Herren gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Happel habe ich viel zu verdanken wegen der Nationalmannschaft. Durch Haider lernte ich Kärnten kennen, und dank Stronach durfte ich bei der Austria arbeiten. Frank hat im Unterschied zu Jörg Haider viele Dinge mit Geld erledigt. That's it.

derStandard.at: Sie waren "Dancing Star", schreiben Kolumnen für eine Gratispostille, sitzen im Champions-League-Studio. Und sind jetzt 50. Was geht da noch?

Schinkels: Ich suche schon die Stiefel vom Hansi Hinterseer. (lacht) Im Ernst: In meinem Leben ist nicht alles glatt gelaufen. Wenn eine Frau mit 28 Jahren stirbt, was soll ich da groß nach vorne planen? Ich will mit meiner jetzigen Frau ein lustiges und ruhiges Leben haben, positive Energien entwickeln. Das geht zwar nicht jeden Tag, aber je öfter man es probiert, desto öfter funktioniert es auch.

derStandard.at: Sie haben einst gesagt, Sie wollen Faschingslieder aufnehmen. Wäre jetzt nicht eine gute Zeit dafür?

Schinkels: Ich habe vor kurzem ein super Lied aufgenommen, es heißt "Dancing Star". Ein richtiger Ohrwurm. Gemeinsam mit meinem Freund Hubert Dreier (Kärnter Austropopper, Anm.) werde ich das herausbringen. (Florian Vetter, derStandard.at, 12.2.2013)