Was ein Shitstorm ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen: Nutzer pöbeln massenhaft im Netz. Nun rückt eine weitere Protestform ins Rampenlicht: der Twittersturm. Ein Beispiel: die jüngste Welle zum Thema Sexismus. Die Nachrichtenlawine begann damit, dass die Feministin Anne Wizorek in der Nacht zum 25. Januar einen "Hashtag" namens "#aufschrei" im Kurznachrichtendienst Twitter verwendete. 

Die Braunschweiger Programmiererin Lena Schimmel wertet den Twittersturm zurzeit mit einer Aktivistengruppe aus, dies berichtet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe. Ihr Datensatz offenbart, dass rund 15.000 Leute #aufschrei vom 25. bis zum 31. Januar 2013 benutzt haben. Insgesamt wurden 49.000 Tweets und mindestens 30.000 Weiterleitungen ("Retweets") verschickt. 

Machospruch

Ein harter Kern war dabei besonders aktiv: Rund 20 Teilnehmer schickten jeweils über hundert Nachrichten. Nicht alle unterstützten dabei feministische Anliegen, auf Platz sieben der häufigsten Retweets lag der Machospruch: "Meine Frau wollte auch etwas zu #aufschrei twittern. Das WLAN reicht aber nicht bis in die Küche."

Twitter und TV

Die Zahlen machen auch deutlich, dass TV-Shows zum Twittern anregen. "Internet und Fernsehen sind nicht voneinander abgekoppelt, sondern schaukeln sich teils gegenseitig hoch", sagt Matthias Jugel von der Berliner Web-Analysefirma Twimpact: Nach Talkshows zum Thema Sexismus konnte er Aktivitätsspitzen auf Twitter beobachten, mit teils über 60 Tweets pro Minute. Ähnliches kennt er von Serien wie "Tatort" (knapp 20.000 Tweets pro Woche). Doch während die "Tatort"-Stürme jeweils nach drei Tagen verebben, findet er die #aufschrei- Debatte außergewöhnlich hartnäckig. "Die Anzahl der Beiträge ist in der Form bisher in Deutschland einmalig", sagt auch Stefanie Aßmann von der Hamburger Werbeagentur elbkind, die beispielsweise für eine "Wetten, dass ..?"-Sendung gut 30.000 Tweets beobachtet hat. (red, 10.02. 2013)