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Ein gewaltiger Schneesturm wird von Freitag auf Samstag an der Ostküste der USA erwartet.

Grafik: AP

Washington - Millionen Menschen an der US-Ostküste haben sich für einen möglicherweise beispiellosen Wintersturm gerüstet. Mit viel Schnee und heftigen Windböen wurde ein heftiger Schneesturm erwartet, der über die Staaten New York und Pennsylvania sowie die Region Neuengland ziehen sollte. Bis zu 60 Zentimeter Neuschnee seien in einigen Regionen möglich und könnten Teile des Landes lahmlegen, warnte der US-Wetterdienst am Freitag in einer Mitteilung.

Flüge und Zugverbindungen gestrichen

Tausende Flüge und Zugverbindungen wurden bereits im Vorfeld gestrichen. Keine Beeinträchtigungen gibt es für AUA-Flüge aus Österreich an die Ostküste, sagte Airline-Sprecher Wilhelm Baldia. "Wir planen unsere Flüge durchzuführen."

Viele Schulen blieben geschlossen. Der Höhepunkt des Unwetters wurde für Freitagabend und die Nacht auf Samstag erwartet. Freitag früh fielen bereits die ersten Flocken. Auch die Millionenmetropole New York könnte von dem Blizzard stark betroffen sein. Die Stadt, die diesen Winter bisher eher wenig Schnee sah, sei aber gut vorbereitet, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.

Der Blizzard, den der TV-Sender Weather Chanel auf den Namen "Nemo" taufte, wird den Vorhersagen zufolge auch über Gegenden hinwegziehen, die im Oktober stark vom Wirbelsturm "Sandy" betroffen waren. Damals starben allein in den USA mehr als 100 Menschen. Der Schneesturm könnte in einigen dieser Regionen an der Ostküste zu neuen Überflutungen führen - den Vorhersagen zufolge allerdings bei weitem nicht so große Schäden anrichten wie "Sandy".

Lange Schlangen vor Supermärkten

Vor Tankstellen und Supermärkten bildeten sich teils lange Schlangen. "Es ist ein Zirkus hier", sagte Elizabeth Fraser aus der Stadt Reading in Massachusetts dem Lokalsender WHDH. "Die Regale sind leer. Ich glaube, ich habe alle Flaschen Wasser gekauft, die sie noch hatten."

Nach Angaben des Nachrichtensenders CNN wurden zunächst rund 3.300 Flüge gestrichen. Mehr als 60 US-Flughäfen seien von den Einschränkungen betroffen, meldete die Flugstatus-Webseite "Flight Aware".

Der Bürgermeister der Metropole Boston (Massachusetts) ordnete an, dass ab Freitagnachmittag keine Fahrzeuge mehr auf den Straßen sein dürften. Auch das öffentliche Nahverkehrssystem soll ab dem Nachmittag stillstehen. Für die Stadt werden bis zu 60 Zentimeter Neuschnee erwartet.

"Wir sind kräftige Neu-Engländer und sind solche Stürme gewohnt, aber ich möchte die Menschen daran erinnern, ihren Verstand zu benutzen und von den Straßen fernzubleiben", sagte Bostons Bürgermeister Thomas Menino. Die Menschen sollten von zu Hause aus arbeiten, kündigte zudem der Gouverneur des Bundesstaats Massachusetts an. "Seien Sie gute Nachbarn. Sehen Sie nach den älteren Menschen", sagte er.

Zusammenspiel von zwei Tiefdruckgebieten

Das Zusammenspiel von zwei Tiefdruckgebieten bringt vermutlich den Blizzard. Eines der Tiefs lag am Freitagnachmittag auf dem Atlantik vor dem Bundesstaat Virginia südlich von Washington, das andere über dem Eriesee an der kanadischen Grenze. Das Atlantik-Tief ziehe sehr schnell mit viel feucht-milder Luft aus der Karibik die Küste entlang nach Norden und werde bis Samstag früh österreichischer Zeit Boston erreicht haben, sagte Meteorologe Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

Auf ihrem Weg entlang der Küste trifft die feuchte Karibikluft auf die Kaltluft des Tiefs im Norden. Rund 30 Grad Temperaturdifferenz herrschte zwischen den beiden Druckgebilden: Während vor der Atlantikküste am Freitagnachmittag plus 10 bis 12 Grad gemessen wurden, waren es an der Grenze zu Kanada minus 18 Grad.

Diese Bedingungen sind nach Angaben der Meteorologen die Zutaten für Blizzards mit enormen Schneemassen. "Das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Luftmassen ist Dynamit für die Atmosphäre", sagte Malewski. Innerhalb kurzer Zeit können 30 bis 40 Zentimeter Schnee fallen, sogar bis zu 90 Zentimeter sind möglich. Der Sturm erreicht Geschwindigkeiten um die 100 Kilometer pro Stunde. (APA, 8.2.2013)