Eine laut Wiener Linien "sicherheitstechnisch nicht sinnvolle" Aktion sorgte für erhebliche Schäden an vier Straßenbahnen im Betriebsbahnhof Favoriten.

Foto: Wiener Linien

Wien - Einen der letzten Züge des Tages wollte ein Straßenbahnfahrer der Wiener Linien in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Remise Favoriten abstellen. Weil der Zug kurz vor dem Rangiermanöver streikte, ging der Chauffeur auf Fehlersuche. Der fahrerlose Triebwagen machte sich selbstständig, prallte gegen einen bereits eingezogenen Zug und schob diesen und zwei weitere über den Prellbock hinaus. Der Fahrer wurde verletzt, der Schaden könnte nach inoffiziellen Schätzungen im Millionenbereich liegen.

Nachschau wegen Warnsignals

Kurz nach Mitternacht erreichte der Hochflurwagen der Linie D den Betriebsbahnhof Favoriten. Dort wollte der Fahrer den Zug wie üblich im Rückwärtsgang auf dem vorgesehenen Gleisabschnitt abstellen. Weil die Tram das aus noch ungeklärter Ursache nicht zuließ und ein Warnsignal aufleuchtete, ging der 51-jährige Chauffeur in den hinteren Zugabschnitt, um nachzusehen. Dabei vergaß er allerdings, wie vorgeschrieben die Parkbremse zu ziehen.

"Da kommt das menschliche Versagen ins Spiel. Der Fahrer hätte den Fahrerstand nicht verlassen dürfen, ohne sich zu vergewissern", bestätigt Wiener-Linien-Sprecher Dominik Gries den Unfallhergang. Der Triebwagen setzte sich abrupt in Bewegung und kollidierte mit einem bereits am selben Schienenstrang abgestellten Niederflurzug, der zwei weitere Garnituren gegen den Prellbock am Gleisende schob. Auch dieser hielt der Wucht nicht stand und kippte von den Gleisen.

Züge wie an Perlenschnur aufgefädelt

"Die Züge sind dort wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt", erklärt Gries gegenüber derStandard.at, "deshalb ist der Schaden zum Teil erheblich." Das Drehgestell des Unfallzugs sprang in einem Abschnitt aus den Gleisen und blieb über der Montagegrube hängen.

Die genaue Schadenshöhe müsse nun festgestellt werden, dafür wurden die betroffenen Züge in die Zentralwerkstatt der Wiener Linien in Simmering überstellt. Im Polizeiprotokoll sind offiziell fünf beschädigte Züge angegeben, dabei wurden laut Gries allerdings der Triebwagen und der Anhänger des Unfallzugs als separate Garnituren gewertet.

Der Fahrer erlitt laut Roman Hahslinger, dem Sprecher der Wiener Polizei, Prellungen und Abschürfungen. Auch die Rettung war im Einsatz, stellte bei dem 51-Jährigen aber keine schweren Verletzungen fest. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 8.2.2013)