Jerusalem - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu prüft, den Überraschungssieger der Parlamentswahl, den früheren TV-Moderator Jair Lapid, in eine Koalitionsregierung aufzunehmen. Netanyahu und der säkular-zentristische politische Seiteneinsteiger loteten am Donnerstag bei einem Treffen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit aus. In einer gemeinsamen Erklärung ihrer Parteien hieß es, das Gespräch habe in einer sehr guten Atmosphäre stattgefunden. Ein weiteres Treffen solle in Kürze stattfinden.

Die liberal-konservative Neugründung Jesh Atid (Es gibt eine Zukunft) von Lapid war aus dem Stand auf 19 Mandate gekommen. Lapid wirbt für eine Zweistaaten-Lösung, hat aber auch deutlich gemacht, dass er von den Palästinensern Zugeständnisse erwartet. Die jüngere Mittelschicht umwirbt er mit Forderungen nach mehr Wohnraum und einem strikten Eintreten gegen Privilegien für Religiöse, etwa ihrer Nichtverpflichtung zum Armeedienst.

Für eine Mehrheit in der Knesset sind mindestens 61 Sitze nötig. Allerdings ist die Regierungsbildung nach der Wahl am 22. Jänner extrem schwierig. Netanyahu kann nach dem Verlust von elf Mandaten nicht mehr wie bisher auf eine reine rechts-religiöse Koalition setzen. Wahrscheinlicher erscheint die Bildung eines breiten Mitte-Rechts-Bündnis. (APA, 7.2.2013)