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Ein US-Soldat bei einem Drill in Südkorea. Nordkorea hat einen neuen Atomtest angekündigt, die Nervosität in der Region ist groß.

Foto: Reuters/Lee

Pjöngjang/Peking – Ein junger Nordkoreaner träumt vom Ende der USA. Eine Atomrakete seines Landes steigt zu den Klängen von Michael Jacksons We are the World ins Weltall auf. Der Träumende sieht sich als Passagier der Rakete. Nord- und Südkorea sind unter ihrer Einheitsflagge, einer blauen koreanischen Halbinsel auf weißem Grund, wieder vereinigt. Dann kommen die USA ins Bild, im Hagel von Atomraketen. Ein Text beschreibt: "Irgendwo in den USA. Alles ist voller schwarzer Wolken. Hier ist die Quelle alles Bösen. Sie haben selbst Schuld an ihrem Schicksal."

Überall brennen Wolkenkratzer, eine Anspielung auf New York. In dem dreieinhalb Minuten langen Videoclip sind auch Aufnahmen von Nordkoreas jüngster, im Dezember gestarteter Langstreckenrakete zu sehen. Das Propagandavideo erwähnt nicht, dass der  Raketentest zu verschärften UN-Sanktionen gegen das Regime geführt hat. Dafür endet das Video Eine Fahrt mit unserer Rakete mit einer Schrift: "Dieser Traum wird ganz bestimmt in Erfüllung gehen. Der Imperialismus versucht uns mit allen Mitteln zu isolieren und uns zu zerstören, aber niemand wird den Sieg des Volkes verhindern können."

Seit dem 2. Februar geistert der groteske Propagandaclip in ungezählten Kopien im Netz. Bloggern zufolge greift der Film auch auf  die Videospiele Call of Duty und Modern Combat 3 der US-Firma Activision zurück. US-Regierungssprecherin Victoria Newland sagte, die USA hätten Kenntnis von dem Machwerk, aber kommentierten es nicht.

Der Film gehört zur psychologischen Kriegsführung in einem Verwirrspiel um die Absichten des unberechenbaren Nordkorea. Seine Machthaber drohen seit Wochen, jeden Moment einen nuklearen Sprengsatz als ihren dritten Atomtest zu zünden. Südkoreas Aufklärung und auch chinesische Stellen bestätigten die offenbar abgeschlossenen Vorbereitungen auf dem Atomwaffentestgelände Punggye-ri im Nordosten. Dort hat Nordkorea auch 2006 und 2009 zwei Bomben getestet. Nun stehen erstmals alle Staaten der Region mit den USA vereint gegen das Land.

Nordkoreas Propaganda wechselt täglich zwischen lautem Säbelrasseln und friedlichen Bekundungen. Nachdem der neue US-Außenminister John Kerry sich zuerst mit seinem südkoreanischen Amtskollegen und am Dienstag auch mit Chinas Außenminister Yang Jiechi auf gemeinsame Anstrengungen verständigt hatte, den drohenden Atomtest noch zu verhindern, warnte Nordkoreas Staatsagentur die USA vor einer "riesigen Fehlkalkulation". Im Falle eines Präventivschlags werde Nordkorea "gnadenlos zurückschlagen." Zugleich meldete die Staatsagentur KCNA, dass in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang eine fröhliche Atmosphäre herrsche. Die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier zu Ehren des verstorbenen Kim Jong-il am 16. Februar laufen auf vollen Touren.  (Johnny Erling /DER STANDARD, 8.2.2013)