Die deutsche Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) ist kein Karl-Theodor zu Guttenberg - nicht einmal, wenn sich am Ende des von ihr angepeilten Rechtsstreits herausstellt, dass sie ihren Doktortitel zu Recht verloren hat. Im Gegensatz zu Guttenberg ist Schavan jemand, der seit Jahrzehnten unauffällig seine Arbeit verrichtet, ohne zu blenden und aufzuschneiden.

Sie hat auch nicht so dreist abgekupfert wie der bayerische Baron. Und dennoch: Auch Schavan ist politisch nicht im Ministeramt zu halten. Sie geht jetzt als oberste Dienstherrin der Universitäten gegen eine solche juristisch vor.

Diese Gemengelage ist keine einfache, wenn man die nächsten acht Monate bis zur Bundestagswahl seinen Job als Ministerin noch ordentlich machen will. Täglich trifft Schavan auf Studierende und Professoren, wie soll sie mit diesen noch über Standards in der Wissenschaft sprechen?

Natürlich stärkt Merkel ihrer Vertrauten den Rücken, solange diese noch auf Dienstreise in Südafrika ist. Doch Merkel weiß wohl, dass sie sich diesmal nicht auf den Standpunkt zurückziehen kann, sie habe Schavan ja als Ministerin eingestellt und nicht als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Das war zunächst das Argument der Kanzlerin im Fall Guttenberg gewesen. Wenige Tage später trat er zurück.

Und wie lautete Schavans Beitrag zur Causa Guttenberg? Sie schäme sich " nicht nur heimlich". Schavan wird wissen, welchen Dienst sie Merkel zu erweisen hat. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 7.2.2013)